In der belgischen Fußball-Nationalmannschaft spitzt sich der Zoff zwischen dem deutschen Trainer Domenico Tedesco und dem inzwischen abgereisten Star-Torhüter Thibaut Courtois von Real Madrid zu.
In den sozialen Medien zeigte sich Courtois in einem ausführlichen Statement «zutiefst enttäuscht» darüber, dass Tedesco Inhalte eines intern geführten Gesprächs öffentlich gemacht habe. Er wolle zudem klarstellen, «dass die Einschätzungen des Trainers nicht der Realität entsprechen». Es sei eine subjektive Darstellung des Gesprächs gewesen, sagte Courtois vor dem EM-Qualifikationsspiel gegen Estland.
Der 102-malige Nationalspieler informierte zudem darüber, sich wegen Problemen im rechten Knie einer Untersuchung unterzogen zu haben. «Das medizinische Team meines Clubs und der Nationalmannschaft standen in Kontakt und haben das gesamte entsprechende Material geprüft, um die Entscheidung zu treffen, das Trainingslager zu verlassen.»
Laut belgischen Medienberichten allerdings soll der 31 Jahre alte Keeper verärgert gewesen sein, nach der verletzungsbedingten Absage von Kevin De Bruyne beim 1:1 am vergangenen Samstag gegen Österreich nicht die Kapitänsbinde bekommen zu haben. Nach dem Spiel sei der Torwart beleidigt gewesen und er habe angekündigt, dass er nach Hause gehen wolle, schilderte Tedesco bei einer Pressekonferenz.
«Dass Thibaut verletzt war? Darüber habe ich nicht mit ihm gesprochen. Es ging nur um die Frage des Kapitänsamtes. Ich wünschte, ich könnte sagen, dass es eine Verletzung war, aber ich kann nicht lügen. Ich versuche immer, die Spieler zu schützen, aber in dieser Situation ist das unmöglich», sagte Tedesco laut der Zeitung «De Morgen». Courtois soll in der Tat eine Entzündung gehabt haben und sei deswegen behandelt worden, zitierte die Zeitung «De Standaard» den Coach. Vor und nach der Partie gegen Österreich habe er aber grünes Licht bekommen, zu spielen. «Er hat mich gefragt, ob ich trotzdem nach außen hin sagen würde, dass er verletzt war, aber ich habe das sofort abgelehnt.»
Zunächst hatte der belgische Verband ohne Angaben von Gründen mitgeteilt, dass Courtois gegen Estland nicht auflaufen werde. Dies habe ihn «überrascht und schockiert», hatte Tedesco daraufhin gesagt. Für die Partie gegen Österreich hatte der Coach Stürmer Romelu Lukaku zum Kapitän gemacht. Im Aufeinandertreffen mit Estland war Courtois für dieses Amt vorgesehen gewesen. Wie die Zeitung «Het Nieuwsblad» berichtete, soll Courtois laut Tedesco mit dieser Entscheidung zunächst einverstanden gewesen sein.
Schon bei der WM Ende des vergangenen Jahres in Katar war das belgische Team zerstritten gewesen und in der Vorrunde gescheitert. Der 37 Jahre alte Tedesco hatte das Team danach von Roberto Martínez übernommen und unter anderem einen 3:2-Sieg in Deutschland gefeiert.