Die Fans beider Mannschaften kamen auf ihre Kosten, der Fußball war der größte Gewinner dieser rauschenden Nacht im legendären Estadio Santiago Bernabéu. Experten und Medien überschlugen sich nach dem Sechs-Tore-Festival zwischen Real Madrid und Manchester City mit Lob und Superlativen.
«An solchen Abenden bleibt die Champions League der Goldstandard. Es war eines dieser Spiele, die diesem Wettbewerb diese Magie und Mystik verleihen und über die man über Jahre staunen wird», schwärmte der «Independent» aus England.
3:3 stand es am Ende des Hinspiels im Viertelfinale der europäischen Meisterklasse zwischen dem Rekordgewinner und dem Titelverteidiger. Eine Paarung, die für nicht wenige wie ein vorweggenommenes Endspiel wirkt. Aber ein Ergebnis, das den deutschen Nationalmannschaftsrückkehrer Toni Kroos nicht ganz zufrieden stimmte.
Zu mehr als einem «Okay-Gefühl» konnte sich der Ex-Weltmeister nicht hinreißen lassen. «Das nehmen wir mit», betonte dagegen ein spürbar zufriedenerer City-Coach Pep Guardiola und leistete gleich noch gut gelaunt und in seiner typischen Art weitere Aufklärungsarbeit.
Guardiola klärt auf: «Es ist das Bernabéu, mein Freund.»
Als der ehemalige langjährige Erfolgscoach von Reals Erzrivalen FC Barcelona gefragt wurde, ob er nach der (erneuten) Führung 20 Minuten vor Schluss das Remis von Manchester womöglich als verpasste Gelegenheit einschätze, hob Guardiola kurz beschwichtigend die rechte Hand: «Es ist gut, es ist gut», sagte er.
Mit einem Lächeln ergänzte der 53-Jährige: «Es ist das Bernabéu, mein Freund. Sie sind aus England, Sie wissen nicht, was es bedeutet, im Bernabéu zu spielen.»
Nach diesem Spiel dürfte es sich aber noch weiter herumsprechen, was es bedeutet, dort anzutreten. «Real stirbt nie», schrieb die Real nahe Sportzeitung «Marca», nachdem die Gastgeber gleich zweimal einen Rückstand aufgeholt hatten, selbst allerdings auch einmal geführt hatten.
«Es war ein Spiel um Tod und Auferstehung, um Funken und Meteoriten», philosophierte «As». «Was für ein Kampf», kommentierte kurzum Real-Profi Rüdiger, der im Duell der «Goliaths» («Marca») die norwegische Sturmgewalt Erling Haaland praktisch neutralisiert hatte.
Ein Spiel «von wunderbarem Chaos»
Dennoch waren die Gäste bereits in der zweiten Minute durch Bernardo Silva in Führung gegangen. Zehn Minuten später traf City-Profi Ruben Días ins eigene Tor, weitere zwei Minuten führte auf einmal Real durch den Treffer von Rodrygo.
Wild ging es nach der Pause weiter: Phil Foden (66.) glich mit einem Schuss in den Winkel für Manchester aus, ehe es ihm der ehemalige Leipziger Joskos Gvardiol (71.) gleich tat.
Doch damit war immer noch nicht Schluss in einem «Spiel von wunderbarem Chaos» («The Sun»). Mit einem weiteren Traumtor gelang Federico Valverde (79.) der Ausgleich für Real im 200. Champions-League Spiel von Carlo Ancelotti als Trainer. «Es war das richtige Ergebnis für das, was beide Mannschaften geleistet haben», sagte der italienische Star-Coach.
«Ein Unentschieden ist das fairste Ergebnis. Denn keine der beiden Mannschaft hatte es verdient zu verlieren», schrieb «La Gazzetta dello Sport» aus Ancelottis Heimatland.
Kroos warnt: City ist zu Hause noch stärker
Allerdings wurden umgehend auch Erinnerungen an die vergangene Saison wach. Da trafen Real und City im Halbfinale aufeinander. In Madrid trennten sich beide Teams ebenfalls remis, 1:1 hieß es damals. In Manchester gingen die Königlichen dann mit 0:4 regelrecht unter.
«Wir müssen es vor allem deutlich besser machen als letztes Jahr», betonte Kroos bei DAZN mit Blick auf das Viertelfinal-Rückspiel am Mittwoch kommender Woche: «Wir wissen, dass City zu Hause wahrscheinlich noch mal ein Niveau stärker ist. Und darauf müssen wir uns vorbereiten.» Dann steht der nächsten magischen Fußball-Nacht wohl nichts im Wege.