Mit mächtig Respekt gehen Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg und die deutschen Fußballerinnen in das zweite Gruppenspiel gegen Kolumbien bei der Weltmeisterschaft in Australien und Neuseeland.
Die «Caféteras» kommen als Zweiter der Südamerika-Meisterschaft und haben ihren Auftakt mit 2:0 gegen Südkorea gewonnen. Das DFB-Team muss heute in Sydney in der Abwehr improvisieren. Worauf es für die Vize-Europameisterinnen ankommt:
Zweikampfhärte: Vor der Körperlichkeit der Kolumbianerinnen warnen die DFB-Verantwortlichen seit Tagen. «Nicht groß lamentieren und das Beinchen nicht zurückziehen, sondern hinhalten», forderte Joti Chatzialexiou, der Leiter Nationalmannschaften beim Verband des Frauen-Weltmeisters von 2003 und 2007. «Die werden uns, glaube ich, ständig auf den Füßen stehen», sagte Spielmacherin Lina Magull vom FC Bayern, betonte aber auch: «Wir werden die gewisse Härte im Spiel auch annehmen. Das ist nichts Neues für uns.»
Defensivstärke: In der Wolfsburgerin Felicitas Rauch fällt die Linksverteidigerin wegen einer Kniestauchung aus, Chantal Hagel könnte sie ersetzen. Dabei musste Voss-Tecklenburg zuletzt schon auf rechts improvisieren: Dort agierte die erfahrene, normalerweise offensive Flügelspielerin Svenja Huth hinten. Im Zentrum ist der Einsatz von Abwehrchefin Marina Hegering weiter fraglich. Für sie stünde wieder Sara Doorsoun bereit. Das große Plus könnte die Sechser-Position davor sein: Lena Oberdorf, weltweit eine der Besten im defensiven Mittelfeld, soll nach überstandener Oberschenkelverletzung zurückkehren.
Spielaufbau: Da haperte es teilweise selbst beim 6:0 gegen Marokko. «Leichte Ballverluste, gerade Richtung Zentrum, müssen wir gegen andere Gegner vermeiden», hatte die Wolfsburgerin Huth gefordert. Gefragt sind da vor allem die erfahrenen Ballverteilerinnen Lina Magull und Sara Däbritz.
Flügelspiel: Die zielstrebige Klara Bühl auf links und die schnelle Jule Brand auf rechts sollen Alexandra Popp auch mit Flanken füttern. Die DFB-Kapitänin und Sturmspitze gilt als extrem kopfballgefährlich – wie ihre beiden Treffer gegen Marokko mal wieder gezeigt haben.
Joker: Immer wieder betonte Voss-Tecklenburg die Stärke ihres Kaders. Von der Bank können zum Beispiel die beiden Angreiferinnen Nicole Anyomi und Lea Schüller neuen Schwung bringen. Gerade bei Bayern-Ass Schüller, Deutschlands «Fußballerin des Jahres 2022», spricht schon die Quote mit 32 Toren in 48 Länderspielen für sich.