Der aufgebrachte Kevin Trapp war kaum zu beruhigen. Zuerst diskutierte der Torhüter von Eintracht Frankfurt intensiv mit den Schiedsrichtern, dann redete er sich vor laufender Kamera fast um Kopf und Kragen.
«Jedes Wochenende haben wir Diskussionen über diese scheiß Abseitstore. Es tut mir leid für meine Wortwahl, aber es ist einfach ein Wahnsinn!», wetterte der Nationaltorwart nach dem 1:1 (0:0) der in der neuen Fußball-Bundesligasaison weiter sieglosen Eintracht gegen den 1. FC Köln.
Kölner Tor sorgt für Diskussionen
Grund für Trapps Ärger: Das späte Ausgleichstor der Kölner vor 50.800 Zuschauern durch Jan Thielmann (82.), das von Schiedsrichter Martin Petersen und den Videoassistenten erst nach einer minutenlangen Analyse anerkannt worden war. Es ging um die knifflige Frage, ob der wohl leicht im Abseits gestandene Stürmer Florian Dietz womöglich Trapp die Sicht versperrt hatte.
«Es tut mir leid, aber wenn da einer steht, dann ist es Abseits. Ich reagiere auch gar nicht, ich sehe den Ball nicht! Da verstehe ich nicht, warum man das nicht rigoros abpfeift», sagte Trapp bei DAZN. Auch sein Trainer Oliver Glasner verstand die (Regel-)Welt nicht mehr: «Der Stürmer steht in der Linie von Kevin – dann ist es Abseits.»
Selbst Torschütze Thielmann antwortete ausweichend auf die Frage, ob Dietz im Abseits gestanden und Trapps Sicht behindert habe: «Als Kölner muss ich natürlich nein sagen…». Auch FC-Trainer Steffen Baumgart wollte sich über die Entscheidung «nicht beschweren». Doch auch er kritisierte das Schiedsrichtergespann: «Wenn vier Situationen dazu notwenig sind, ein Tor ab- oder anzuerkennen, dann finden wir das alle schwierig. Da treffe ich jede Schiedsrichter-Entscheidung im Training klarer und deutlicher.»
Vor dem umstrittenen Ausgleich hatte Daichi Kamada (71.) nur zwei Minuten nach seiner Einwechslung mit einem sehenswerten Freistoßtor für den Europa-League-Gewinner aus Frankfurt getroffen. Dabei hatten die Gastgeber Glück, dass Jonas Hector den Ball noch leicht mit dem Kopf abfälschte. Trotzdem bleibt die Eintracht saisonübergreifend auch im elften Spiel hintereinander ohne Sieg. Glasner erkannte dennoch einen Fortschritt: «Die Leistung lässt mich sehr positiv nach vorne blicken.»
Bei den Hessen hatte Glasner auf eine Vierer-Abwehrkette umgestellt, nachdem seine Hintermannschaft bisher oft gewackelt hatte. Dabei durfte die Juventus-Leihgabe Luca Pellegrini auf Links von Anfang an ran, nachdem auch Almamy Touré fehlte. Kapitän Sebastian Rode in seinem 200. Bundesliga-Spiel und Djibril Sow sorgten erstmal im Frankfurter defensiven Mittelfeld dafür, dass der Spielaufbau der Gäste immer wieder empfindlich gestört wurde.
Bundestrainer Flick ist im Frankfurter Stadion
Davor bemühten sich vor den Augen von Bundestrainer Hansi Flick Ex-Weltmeister Mario Götze, der bislang nur beim Pokalsieg in Magdeburg richtig überzeugt hatte, und Jesper Lindström um Lücken in der gegnerischen Defensive. Der am Sonntag ausgeliehene Mittelfeldspieler Junior Dina Ebimbe von Paris Saint-Germain stand noch nicht im Kader.
Ein Flachschuss von Pellegrini rechts am Tor vorbei war so ziemlich die einzige nennenswerte Frankfurter Torchance des ersten Durchgangs. Dann kamen die Kölner immer mehr auf: Abwehrchef Evan Ndicka hatte im letzten Moment noch den Fuß dran, als Steffen Tigges aus wenigen Metern schoss (38.). Kurz danach traf Hector das Außennetz, und Sargis Adamyan prüfte Trapp.
Mit drei Wechseln auf einen Schlag – darunter der zuletzt formstarke Dietz – stärkte dann Baumgart nach rund einer Stunde seine Elf. Die Eintracht mühte sich, die Kölner hielten mit kühlem Kopf und Zweikampfhärte dagegen – bis Kamada aus spitzem Winkel gegen den machtlosen Schwäbe traf. Danach wurde es hektisch – vor allem beim Ausgleich für Köln nach Videobeweis.