Dieser Schock des schweren Patzers im Abstiegskampf des VfB Stuttgart soll schon am Montag ein wenig gelindert sein. Das hofft Sportdirektor Sven Mislintat zumindest inständig.
Dass mit Beginn der neuen Trainingswoche die Bilder, die den Frust der letzten Minuten am Samstag zeigen, verblasst sind. Wie Konstantinos Mavropanos nach seinem verhängnisvollen Foul auf dem Boden liegt. Wie er nach dem Ausgleich in der Nachspielzeit zum 1:1 (0:0) des VfL Bochum in die Hocke geht und sich das Trikot übers Gesicht zieht. Wie er verbittert auf dem Rasen steht, und Mislintat ihn in den Arm nimmt. Bereits am Sonntag aber folgte mit der Diagnose für Silas Katompa Mvumpa der nächste Rückschlag.
Stuttgart bringt sich spät um den Sieg
Die Schulterverletzung des Angreifers ist so schlimm, dass er eine Operation braucht und die Saison für ihn gelaufen ist. «Das ist eine extrem bittere Nachricht für Silas und den VfB. Silas war nach seinem Kreuzbandriss auf dem Weg zurück zu alter Stärke», urteilte Mislintat. Mit der Ausfallzeit von drei bis vier Monaten bewahrheiteten sich die schlimmsten Befürchtungen, nachdem sich der Außenbahnstürmer am Samstag die Schulter ausgekugelt hatte.
Doch nicht nur die Verletzungen von Leistungsträgern werfen den VfB immer wieder zurück. In seiner prekären Lage in der Fußball-Bundesliga steht sich der Tabellenvorletzte auch selbst im Weg. Mit einem unnötigen Foulelfmeter verursacht von Mavropanos, der das Team – ebenso wie verschwendete Chancen – um den Sieg brachte.
«Wer ist nicht am Boden zerstört gewesen nach dem Spiel? Es ist beschissen und tut weh», kommentierte Trainer Pellegrino Matarazzo. «Ich finde, das Gegentor zum Schluss passt ins Gesamtbild der Saison», haderte der Coach, der erneut eine Jobgarantie erhalten hatte: «Dass wir viele Rückschläge erleben. Irgendwie ist das Momentum nicht auf unserer Seite.»
Stück für Stück scheint der dritte Abstieg seit 2016 für den nun seit acht Spielen sieglosen VfB näherzurücken. Auch Mislintat stand am Samstagabend tief enttäuscht vor der heimischen Arena, als er zum erneuten Rückschlag Stellung nahm. Gerade scheine es schwer wieder «aufzustehen», räumte der 49-Jährige ein.
Der VfB hatte ordentlich gespielt und beim verdienten 1:0 das Glück auf seiner Seite. Orel Mangala köpfte nach einer Ecke Armel Bella Kotchap (56.) an, vom Bochumer fiel der Ball ins Tor. Es sah so aus, als würde dieses Spiel gegen Bochum endlich den Sieg bringen, auf den die Schwaben seit dem 11. Dezember warten.
Später Nackenschlag sorgt für Remis
Bis in die Nachspielzeit. Bis Mavropanos nicht den Ball wegschlug, sondern Sebastian Polter unglücklich umgrätschte und Eduard Löwen den Elfer sicher verwandelte. Die VfB-Profis sackten zusammen. Wieder ein Rückschlag. Es war die prägnanteste Szene dieses Unentschiedens, das sich wie eine Niederlage anfühlte, aber nicht die einzige entscheidende. Denn es rächte sich auch, dass der Gastgeber Chancen ausließ. «Ich hätte das 2:0 machen müssen!», sagte Mangala.
Dass sich der Rückstand auf den FC Augsburg auf dem Relegationsrang um einen Punkt auf drei Zähler verkürzte, war kaum ein Trost. Wäre das Spiel mit 1:0 statt 1:1 ausgegangen, wäre der VfB bis auf einen Punkt herangekommen. Nun liest sich die Bilanz erschreckend: 19 Punkte nach 23 Spielen. Nur 2018/2019 war sie schlechter. Die Saison endete mit dem Abstieg.
Silas fällt aus – Hoffenheim wartet
Mislintat und Matarazzo flüchten sich in Durchhalteparolen, reden das schwächste Rückrundenteam stark. «Ich bin mir total sicher, dass – so schwer sich das gerade jetzt anfühlt – sie am Montag wiederkommen und aufstehen», sagte Mislintat, «und alles daran setzen, einen ihrer absoluten Leader auf dem Platz, Dinos Mavropanos, so zu unterstützen, dass es am Besten in einem Dreier mündet gegen Hoffenheim.» Der Verteidiger sei «einer der Kerle, der in seiner Persönlichkeit wächst in so einer Situation.» Matarazzo meinte: «Die Mannschaft hat genügend Qualität in dieser Situation, die Liga zu halten. Ich bin sicher, dass wir mit dem ersten Erfolgserlebnis ins Rollen kommen.»
Das muss ohne Silas klappen. «Es läuft so viel gegen uns in dieser Saison und deswegen denken wir: Jetzt erst recht», sagte Matarazzo bei Sky: «Wenn wir in elf Spielen auf dieses Riesenbrett zurückblicken können und trotzdem feiern können, dann ist das eine Bindung, die ein Leben lang halten wird.» Am Freitag gilt es erst einmal in Hoffenheim.