WDR-Intendant Tom Buhrow hat die Linie der öffentlich-rechtlichen Sender in den Verhandlungen um die TV-Rechte an der Frauenfußball-WM verteidigt und FIFA-Präsident Gianni Infantino deutlich kritisiert.
«Leider kann man im Augenblick gar nicht richtig von Verhandlungen im eigentlichen Sinne sprechen», sagte Buhrow in der ARD. «Herr Infantino trompetet in der Öffentlichkeit herum und versucht, moralischen Druck auf uns auszuüben. So nicht. Man kann sich an einen Tisch setzen und die Sache besprechen, nicht in der Öffentlichkeit.»
Übertragung aktuell nicht gesichert
Derzeit ist immer noch unklar, wer das Turnier vom 20. Juli bis 20. August in Australien und Neuseeland im Fernsehen übertragen wird. Einem «Kicker»-Bericht zufolge haben die öffentlich-rechtlichen TV-Anstalten fünf Millionen Euro für die Übertragungsrechte an der Endrunde mit erstmals 32 Teams geboten. Die FIFA verlange aber das Doppelte. Nach dpa-Informationen liegen die Summen etwas höher.
Infantino begründet die Forderung mit einer deutlich besseren Förderung des Frauenfußballs, so werden unter anderem die Prämien steigen. «Die Angebote der Sender, besonders aus den fünf großen europäischen Ländern, sind immer noch sehr enttäuschend und einfach nicht akzeptabel», hatte Infantino Anfang Mai geäußert. Buhrow sagte am Freitag: «Wir haben das höchste Gebot abgegeben, das reicht Herrn Infantino nicht.»
Buhrow: finanziell <<die Kirche im Dorf lassen>>
In einer bei Twitter vom WDR veröffentlichten Gesprächspasssage äußerte der Intendant zudem: «Wir sind stolz, dass wir dem Fußball, dem Frauenfußball, jahrzehntelang eine Bühne geboten haben, dass wir ihm helfen konnten, ihn mit großzumachen, wir wollen das auch weiterhin tun, aber wir müssen eben auch die Kirche im Dorf lassen.» Infantino sehe das «offenbar nicht ein».
Bundesinnenministerin Nancy Faeser drängte am Freitag mit Nachdruck auf eine baldige Lösung. «Ich appelliere noch einmal sehr stark, im Sinne der Menschen, die Teilhabe an diesem wunderbaren Fußballfest haben wollen, eine Übertragung zu gewährleisten», sagte die SPD-Politikerin am Freitag nach der Sportministerkonferenz in Frankfurt am Main. «Ich möchte bei allen Beteiligten, die gerade darüber beraten und verhandeln, noch einmal dafür werben.»