Ausverkauftes Haus beim rheinischen Derby zwischen dem 1. FC Köln und Borussia Mönchengladbach, leere Ränge in Leipzig – und dazu die ersten Rufe aus der Politik nach einer Aussetzung des Bundesliga-Spielbetriebes.
Die sich zuspitzende Corona-Krise in Deutschland erfasst auch den Profi-Fußball wieder mit voller Wucht und sorgt zunehmend für ungleiche Bedingungen an den 36 Standorten.
Bremens Innensenator Ulrich Mäurer forderte wegen der rasant steigenden Corona-Zahlen sogar eine Unterbrechung der Saison. «Wir setzen die Polizeibeamtinnen und -beamten einer unnötig großen Gefahr aus, wenn wir sie mitten in der vierten Welle quer durch die Republik schicken, nur um Fußballspiele gegen gewalttätige Fans abzusichern», sagte der SPD-Politiker. Dies sei aus seiner Sicht nicht mehr zu verantworten.
50.000 Fans in Köln beim Derby
Vor der Innenministerkonferenz Anfang Dezember forderte Mäurer seine Kolleginnen und Kollegen daher zum Handeln auf. «Es ist höchste Zeit, dass die Deutsche Fußball Liga den Spielbetrieb unterbricht», so Mäurer. Die DFL hatte dieses Ansinnen, das zuvor bereits Aues Präsident Helge Leonhardt vorgetragen hatte, am vergangenen Mittwoch zurückgewiesen. Die Dachorganisation verwies in einer Stellungnahme auf die «abgestimmte Linie aller 36 Clubs», in der Corona-Pandemie immer auf Basis der staatlichen Vorgaben zu agieren. «Ein selbstverhängter, flächendeckender Lockdown im Sinne einer Saison-Unterbrechung ist daher kein Thema», hieß es.
Eine einheitliche gesundheitspolitische Linie in den Bundesländern ist derzeit nicht erkennbar – und auch schwer vorstellbar. Während in Leipzig am Sonntag gegen Bayer Leverkusen erstmals seit Monaten wieder ein Bundesliga-Geisterspiel steigt, dürfen am Samstag in Köln 50.000 Fans das Derby gegen Gladbach verfolgen. Ein entsprechender Antrag des Vereins wurde am Freitag vom Kölner Gesundheitsamt genehmigt. «Möglich ist dies aufgrund des als tragfähig eingestuften und erfolgreich praktizierten Hygiene- und Infektionsschutzkonzepts mit 2G», sagte FC-Geschäftsführer Alexander Wehrle.
Dennoch kommt die Zusage überraschend, denn nach der in dieser Woche in Kraft getretenen neuen Corona-Schutzverordnung des Landes Nordrhein-Westfalen hätten die Kölner die Zuschauerzahl eigentlich reduzieren müssen – wenn auch nur um 1500 im Stehplatzbereich. Das Kölner Gesundheitsamt begründete seine Entscheidung für eine Vollauslastung damit, dass es bei vorhergehenden Heimspielen des FC keine höheren Fallzahlen als im allgemeinen Infektionsgeschehen gegeben habe. Nicht ganz so großzügig ist man im rund 80 Kilometer entfernten Bochum, wo der Aufsteiger 6000 der 12.000 Stehplätze frei lassen muss.
Corona-Flickenteppich
Auch sonst bietet die Liga im Umgang mit Corona einen Flickenteppich. In Frankfurt sind gegen den 1. FC Union Berlin 40.000 Zuschauer erlaubt, was einer Auslastung der Stadionkapazität von knapp 80 Prozent entspricht. Die bayerischen Vereine aus München, Fürth und Augsburg dürfen ihre Stadien dagegen derzeit nur zu 25 Prozent auslasten. In Wolfsburg und Berlin sind es 50 Prozent. Zum Spiel VfB Stuttgart gegen den FSV Mainz 05 am Freitagabend waren 25.000 Fans zugelassen – gut 40 Prozent der Stadionkapazität.
Mäurer bat seine Amtskollegen aus den Bundesländern in einem Schreiben im Vorfeld der Innenministerkonferenz daher um eine Beratung und ein geschlossenes Vorgehen, um die Pandemie nicht unnötig zu befördern. «Wir müssen auf die DFL einwirken, den Spielbetrieb umgehend zu unterbrechen oder zumindest vorerst nur Geisterspiele anzusetzen.»