Vorstandschef Alexander Wehrle vom Fußball-Bundesligisten VfB Stuttgart hat kein Verständnis für ein von Fans von Werder Bremen gezeigtes Banner.
Der Schriftzug, der beim Auswärtsspiel des VfB (2:2) am Samstag im Heimblock zu lesen war, richtete sich offenbar an den nach sechs Wochen aus der Untersuchungshaft entlassenen VfB-Mittelfeldspieler Atakan Karazor. «Ich habe damit ehrlich gesagt nicht gerechnet und ich finde das auch sehr traurig», sagte Wehrle dem Fernsehsender Sky.
Karazor, der auf Ibiza festgenommen worden war, hatte einen Großteil der Saisonvorbereitung verpasst. Gegen den 25-Jährigen wird wegen einer «mutmaßlichen Straftat der sexuellen Nötigung» ermittelt, er bestreitet die Vorwürfe. Sportdirektor Sven Mislintat hatte Karazor immer wieder in Schutz genommen. Die Aufschrift auf dem Banner war auch an den Kaderplaner adressiert. «Kein Schutz für Täter. Solidarität mit Betroffenen. Mislintat, halt’s Maul» hatte darauf gestanden.
Wehrle: «Geht hier um Menschen»
«Ich lebe in einem Land, in dem es um die Unschuldsvermutung geht und nicht um Vorverurteilung», sagte Wehrle. «Wir haben natürlich im Vorfeld viele Gespräche geführt und uns unser Bild gemacht. Ich finde es wirklich schwierig, wenn man – ohne, dass man die Hintergründe kennt – dann öffentliche Plakate im Stadion platziert. Es geht hier auch um Menschen.»
Karazor war an beiden bislang ausgetragenen Spieltagen eingewechselt worden. Schon bei seinem Comeback in Stuttgart hatte es vereinzelte Buh-Rufe, aber auch Applaus gegeben. «Wir werden uns wieder dazu äußern, wenn die juristische Sachlage noch klarer ist. Dann wird auch jeder verstehen, warum ich die Themen, die wir in Bremen gesehen haben, überhaupt nicht nachvollziehen kann», sagte Wehrle.
Clemens Fritz, Bremens Leiter Profifußball & Scouting, zeigte indes Verständnis für die VfB-Verantwortlichen. «Ich bin weit davon entfernt, unsere eigenen Fans zu kritisieren», sagte Fritz bei der Sendung «Sky90». «Aber als Verantwortlicher würde ich mich auch vor meinen Spieler stellen, solange er nicht verurteilt ist. Als Verein versuchst du immer, deine Spieler zu schützen.»