Mark van Bommel stand ganz entspannt mit den Händen in den Taschen am Spielfeldrand und erfüllte seine Interview-Pflichten.
Der einstige Heißsporn als Spieler in Diensten des FC Bayern München konnte als Trainer seiner Mannschaft am Samstag weitgehend ruhig bei der Fortsetzung des Wolfsburger Rekordstarts in der Fußball-Bundesliga zuschauen. Das 2:0 (1:0) beim Aufsteiger SpVgg Greuther Fürth wirkte sehr abgeklärt. «Ich bin sehr froh, wenn man vier Spiele gespielt und zwölf Punkte hat», kommentierte van Bommel. Nie zuvor sind die Niedersachsen so gut in eine Erstligasaison hineingekommen.
U21-Europameister Lukas Nmecha (10. Minute) und Torjäger Wout Weghorst mit einem in der Nachspielzeit verwandelten Foulelfmeter erzielten die Tore für die Gäste, die sich nun selbstbewusst auf ihr Königsklassen-Comeback am Dienstag bei OSC Lille freuen können. «Champions League zu spielen, ist das Schönste für einen Verein in Europa», sagte van Bommel voller Vorfreude auf spezielle Abende.
Fürth wartet weiter auf Heimsieg
Und Fürth? Die Franken warten auch nach dem 19. Versuch auf den ersten Heimsieg überhaupt in der Bundesliga. Vor 8740 Zuschauern im Ronhof stimmte der Einsatz, aber in Abwehr und Angriff mangelt es an Reife und Können. «Wir waren lange im Spiel», kommentierte der neue Abwehrchef Nick Viergever. Offensiv vermisste er «den Glauben». Trainer Stefan Leitl haderte nur ein wenig: «Die Leistung war gut, das Ergebnis nicht.» Er glaubt an eine Chance im Abstiegskampf.
Die Wolfsburger zelebrieren keinen Fußball, aber sie funktionieren als Kollektiv. Hinten stand im 200. Bundesligaspiel von Torwart Koen Casteels schon zum dritten Mal in dieser noch jungen Spielzeit die Null. Der Kapitän musste einmal richtig stark halten, als er einen Fallrückzieher des Fürthers Dickson Abiama zur Ecke abwehrte (86.).
Nmecha abgeklärt zur Führung
Routinier Josuha Guilavogui ersetzte den schwer am Knie verletzten Xaver Schlager mit seiner Körperkraft und Ruhe gut im Mittelfeld. Und vorne verfügen die Niedersachsen halt über einige Qualität. Das Tor von Nmecha dokumentierte die Abgeklärtheit: Nach viel Gestochere im Fürther Strafraum landete der Ball über Mittelstürmer Wout Weghorst vor den Füßen des 22-jährigen Nmecha, der kompromisslos abschloss. «Ich kann es da besser machen, und wir als Team können es besser machen», sagte der Niederländer Viergever zum Gegentreffer.
Die Fürther wollten nach der Länderspielpause eigentlich eine neue Aufbruchstimmung erzeugen. Trainer Stefan Leitl stellte die auf den letzten Drücker verpflichteten Viergever (Innenverteidigung), Sebastian Griesbeck (Mittelfeld) und Cedric Itten (Angriff) sofort in die Startelf. Auch der schon früher verpflichtete Niederländer Jetro Willems kam zu seinem Ligadebüt für Fürth. «Sie machen uns einfach besser», lobte Leitl seine Neuzugänge gleich mal im Gesamtpaket.
Der frühe Rückstand lastete auf den Fürthern. Sie versuchten viel, kamen aber bei allem Fleiß kaum in gute Abschlusspositionen. Kapitän Branimir Hrgota verzog (49.). Einen Freistoß schoss Paul Seguin in die Wolfsburger Mauer (76.). Abiamas Aktion war offensiv die beste. Die Gäste verwalteten weitgehend das knappe 1:0. Nmecha schlenzte über das Tor (61.). Der von Hertha BSC ausgeliehene Angreifer Dodi Lukebakio war als Joker noch unauffällig. Am Ende gab’s dann doch noch das Elfmetertor von Weghorst als Zugabe.