Schiedsrichter Felix Brych hat einen Tag nach der Schimpf-Tirade von Kollege Deniz Aytekin ebenfalls Kritik an Experte Manuel Gräfe geübt.
«Ich finde es auch nicht gut, was der Manu gerade macht. Schiedsrichter ist ein besonderer Job. Bei Deniz ging es auch um unglaublich viel. Manu weiß selbst, was es bedeutet, so ein Spiel zu pfeifen. Dass er aktuell jede Woche einen rauspickt, das gefällt mir überhaupt nicht», sagte Brych im «Doppelpass» von Sport1 über Gräfe. Brych (47) pfiff am Samstag das Abstiegsduell zwischen Hertha BSC und dem VfL Bochum (1:1).
Entgleisung nach Bayern-Spiel
Aytekin hatte am Samstag nach seinem Topspiel-Einsatz bei Bayern gegen Leipzig (1:3) über Gräfe geschimpft. «Im Stadion redet kein Mensch vom Schiedsrichter», zürnte Aytekin (44) am Samstagabend gut hörbar in den Katakomben. Der frühere Referee Gräfe sitze in Berlin «und labert so eine Scheiße und das geht mir langsam gegen den Strich. Das ist ein Wahnsinn.» Bayern-Profi Thomas Müller, der wenige Meter daneben stand, stoppte in seinen Ausführungen vor der Kamera und meinte: «Da hören wir gespannt zu.»
Der 49 Jahre alte Gräfe beobachtet die Leistungen der Schiedsrichter als TV-Experte des ZDF und via Twitter kritisch. Er solle «wegen einem Zupfer irgendeinen Scheiß erzählen», schimpfte Aytekin nun. «Das hat ja nichts mehr mit Sport zu tun. Das Spiel wurde durch die Spieler entschieden.» Für die Wortwahl bat er um Entschuldigung.
Für TV-Experte Stefan Effenberg ist Kritik an den Offiziellen in Ordnung und angebracht, solange sie sachlich bleibt. «Dadurch wird das Leben noch schwieriger gemacht für die Schiedsrichter. Kritik finde ich ja, das müsst ihr auch einstecken, aber nie unter der Gürtellinie. Das gehört sich nicht», sagte Effenberg.
Gräfe verteidigt Kritik
Gräfe verteidigte seine Kritik an einer Entscheidung von Aytekin und unterstellte seinem früheren Kollegen einen kalkulierten Wutausbruch. Es handle sich um ein «mediales Ablenkungsmanöver», dass Aytekin im Interview «spontan emotional» reagiert habe, schrieb Gräfe auf Twitter und setzte dies in Anführungszeichen. Aytekin habe damit seiner Meinung nach von «Schiedsrichterproblemen ablenken» und «berechtigte Nachfragen» verhindern wollen.