Nur gut, dass Urs Fischer gerade nicht in der Nähe stand. Ein kritischer Blick von seinem Trainer wäre das Mindeste gewesen, womit Josip Juranovic hätte rechnen müssen. Dabei sprach der Kroate nur aus, was für einen Tabellendritten der Fußball-Bundesliga sechs Spieltage vor Saisonende selbstverständlich sein sollte. «Ich denke, dass jeder Fußballer in der Champions League spielen will. Ja, natürlich ist das mein Hauptziel», sagte der Außenverteidiger des 1. FC Union Berlin.
Mit seinem schönen Freistoßtor beim letztlich unbefriedigenden 1:1 gegen den VfL Bochum hatte Juranovic seinen Beitrag geleistet, dass der erstmalige Einzug der Eisernen in die Königsklasse weiter realistisch ist. Die Union-Doktrin bleibt aber beim schwammig formulierten Ziel, einen internationalen Wettbewerb erreichen zu wollen, egal welchen.
Understatement kommt nicht infrage
Angesprochen auf diese Köpenicker Vorsicht schaute Juranovic etwas ungläubig, als habe sich die offizielle Sprachregelung noch nicht zu ihm herumgesprochen. Nein, Understatement kommt für den WM-Dritten auch nicht infrage. «Leider haben wir zwei Punkte verloren, wir wollten drei, weil wir um die Champions League kämpfen. Wir können Punkte nicht so hergeben», meinte der 27-Jährige.
Als Tabellendritter mit 52 Punkten sind der FC Bayern München (59 Punkte) und Borussia Dortmund (57) nun wohl außer Reichweite. Von hinten drängen RB Leipzig (51) und der SC Freiburg (50) nach. Es ist eng. Doch hohe Ziele müssen sein, für Juranovic. Schließlich hat er gerade noch in der Champions League gespielt, wenn auch wenig erfolgreich mit Celtic Glasgow unter anderem gegen Real Madrid und RB Leipzig.
Seit seiner Ankunft in Berlin zu Jahresbeginn hat Juranovic gezeigt, dass er die Qualität der Unioner nochmal steigern kann. Mit seiner lockeren Art kommt er gut an, plaudert im Boulevard darüber, was ihm in der Hauptstadt am meisten fehlt. Seine Freundin natürlich, die noch in Kroatien ist – und ein bisschen mehr Sonnenschein. Sogar in Glasgow habe die häufiger geschienen als in Berlin.
Spiel gegen Bochum war kein Königsklassen-Fußball
Fischers gute Gründe für eine generelle Vorsicht bei der öffentlichen Aussprache des sportlich maximal Möglichen wurden gegen Bochum auf unangenehme Weise bestätigt. Nach Königsklassen-Fußball sah das nämlich bei Weitem nicht aus, was die Eisernen gegen einen dem eigenen Tabellenplatz 15 angemessen spielenden Revierclub zeigten. «Wir müssen das jetzt abhaken», meinte Juranovic und machte den Interview-Platz in den Stadion-Katakomben frei für Robin Knoche.
Auch der Abwehrchef der Unioner hat schon einmal Champions League gespielt, vor vielen Jahren für den VfL Wolfsburg. Angesprochen auf die Ambitionen im Saisonendspurt und Juranovics verbalen Vorstoß blieb er aber beim Fischer-Duktus: «Wir haben noch nie große Parolen rausgehauen, das werden wir auch weiterhin nicht tun», sagte Knoche.