«Luthe, Luthe, Luthe!» Die Fans von Union Berlin wussten genau, bei wem sie sich nach dieser Nullnummer mit lauten Sprechchören bedanken mussten.
Mit mehreren starken Paraden sicherte Torwart Andreas Luthe den Eisernen nicht nur das 0:0 gegen den FC Augsburg, sondern auch die Fortsetzung einer erstaunlichen Serie. Innerhalb eines Jahres haben die Berliner nun allen 17 Kontrahenten in der Fußball-Bundesliga keinen Sieg im Stadion an der Alten Försterei gewährt. Augsburg bleibt der letzte Gastverein, der vor 357 Tagen in Berlin-Köpenick gewinnen konnte.
«Das Prickeln hat schon begonnen»
Vor dem ersten Europapokal-Gruppenspiel in der Conference League bei Slavia Prag am Donnerstag setzte die Mannschaft von Trainer Urs Fischer noch eine Serie fort. Neben den 19 Bundesliga-Heimspielen ist Union saisonübergreifend in drei Wettbewerben in neun Spielen ohne Niederlage. Sechs Zähler nach vier Spielen bedeuten den besten Start in drei Bundesliga-Jahren. Der Eiserne Riegel soll nun auch international halten. «Das Prickeln hat schon begonnen», sagte Fischer zum Spiel in Prag. «Es wird es eine tolle Aufgabe für uns.»
Augsburg ist von Europa weit entfernt und wartet nach vier Saisonspielen in der Fußball-Bundesliga auf ein Erfolgserlebnis. Dennoch wollte Trainer Markus Weinzierl positiv denken. «Es war ein gutes Auswärtsspiel von meiner Mannschaft. Ein 2:2 oder 3:3 wäre auch ein ehrliches Ergebnis gewesen. Ich bin trotzdem zufrieden», sagte Weinzierl. Es bleibt aber dabei: Zwei Punkte sind der schlechteste Auftakt seit 2015, als man nur einen Punkt hatte. Im Vorjahr war man nach dem Auftaktsieg in Berlin schon besser. Das 3:1 in Berlin ist aber fast in Vergessenheit geraten.
Augsburg, ein Angstgegner? So weit hatte Fischer trotz der nur noch vagen Negativerinnerung auch nicht gehen wollen. Dass der FCA aber besser sei als der miese Tabellenstand, diese Prognose sah der Coach der Eisernen doch bestätigt. Kompakt und kämpferisch stark nahmen die bayerischen Schwaben den in der Alten Försterei notwendigen Spielstil an. Florian Niederlechner prüfte nach fünf Minuten erstmals seinen früheren Teamkollegen Luthe im Union-Tor.
Luthe mit spektakulären Paraden
Auf der Gegenseite war der Ex-Unioner Schlussmann Rafal Gikiewicz beim Versuch von Niko Gießelmann (9.) aus kurzer Distanz aufmerksam. Als der Linksverteidiger kurz darauf den Innenpfosten traf (11.) wäre der mit Pfiffen und Applaus bei der Rückkehr nach Berlin bedachte polnische Torwart chancenlos gewesen.
Für die spektakulären Paraden war Luthe (31./33.) zuständig. Einen Schuss von Amaral Iago fischte er aus dem Winkel, nach dem folgenden Eckball entschärfte er auch den Versuch von Reece Oxford sehenswert. Die Berliner fanden nicht zu ihrem unangenehmen Umschaltspiel. Die körperbetonte Abwehrarbeit gefiel weder Taiwo Awoniyi noch Max Kruse, der ungewohnt ungenau in seinen Zuspielen war.
Niederlechner (47.) bot sich auch in der zweiten Halbzeit bei einem Flugkopfball die erste Möglichkeit. Und überhaupt ging das Spiel ziemlich identisch weiter. Viele Zweikämpfe, viel Positionsspiel im Mittelfeld – und ein Aluminiumtreffer für Union. Diesmal setzte Marvin Friedrich (64.) einen Kopfball an die Latte. Die nächste Parallele: Luthe rettete gegen Oxford (66.) aus kurzer Distanz. Seinen Moment hatte aber auch noch Gikiewicz, der innerhalb weniger Sekunden stark gegen Awoniyi und Andreas Voglsammer (75.) parierte.