Als Kopfballheld Kevin Behrens perfekt gescheitelt seinen historischen Tore-Dreierpack erklärte, dribbelte sein Filius noch froh gelaunt mit dem Spielball als Trophäe in der Kabine des 1. FC Union Berlin.
«Mein Sohn hat ihn hoffentlich noch. Ich hoffe, er spielt fleißig damit. Den nehme ich jetzt mit nach Hause», sagte Behrens nach dem 4:1 (2:0) zum Saisonauftakt der Fußball-Bundesliga gegen den FSV Mainz 05 mit einem breiten Grinsen und meinte damit natürlich Ball wie Kind.
Es passt zu Union Berlin, dass Behrens und auch der coole Torwart Frederik Rönnow nach seinem doppelten Elfmeter-Coup gegen den Mainzer Fehlschützen Ludovic Ajorque die Helden des Tages waren – und eben nicht die für viele Millionen verpflichteten Robin Gosens und Kevin Volland. Gosens kam für eine knappe halbe Stunde zu seinem Bundesliga-Debüt, überhaupt, Volland immerhin noch für ein paar Joker-Minuten. Die ersten Eindrücke der Festtagsstimmung an der Alten Försterei dürften sie in Erinnerung behalten.
Behrens mit drei Kopfball-Toren
«Er ist ein Supertyp», sagte Trainer Urs Fischer über Behrens, der im relativ hohen Fußballer-Alter von 32 Jahren in der besten Form seiner Karriere ist. Schnell liefen die Recherche-Tools heiß, drei Kopfball-Tore von einem Spieler soll es seit der digitalen Datenerfassung Ende der 80er-Jahre noch nicht gegeben haben. «Kevin ist sehr ehrgeizig. Er mag es auch im Training nicht, wenn die Bälle daneben gehen», sagte Fischer.
Behrens mit seinen drei Kopfballtreffern (1./9./70. Minute) und Milos Pantovic (90.+6) trafen in einer für Fischer «kuriosen Partie» für die Hausherren. Der Däne Rönnow (62./88.) parierte vor 22.012 Zuschauern im ausverkauften Stadion an der Alten Försterei zwei Strafstöße von Ajorque. Anthony Caci (64.) traf für Mainz. Über diese statistischen Daten hinaus war es auch im 24. Bundesliga-Heimspiel ohne Union-Niederlage in Serie alles wie immer – also ganz nach dem Geschmack von Trainer Fischer.
Gosens, Volland und Becker zunächst auf der Bank
Das System ist wichtiger als jeder auch noch so prominente Name. Diese Grundhaltung der Eisernen machte Fischer deutlich. Gosens und Volland saßen wenige Tage nach ihren Millionen-Transfers von Inter Mailand und AS Monaco halt erstmal auf der Bank. Auch Top-Torschütze Sheraldo Becker hatte zunächst zuschauen müssen – ein Indiz für einen bevorstehenden Abschied. Die im 3-3-2-2-System freien Angriffsplätze bekamen David Dotro Fofana und Behrens. Warum, musste gar nicht lange hinterfragt werden.
Brenden Aaronson legte bei seinem Debüt beim ersten Angriff per Hacke auf Jérôme Roussillon, dessen Flanke köpfte Behrens nach 52 Sekunden zum schnellsten Tor in der Unioner Bundesliga-Historie ein. Kurz darauf, andere Seite, aber gleiches Prinzip. Eine Flanke von Aissa Laidouni und wieder war Behrens als typischer Mittelstürmer zur Stelle. Zwei Gegentore, die Mainz-Trainer Bo Svensson maßlos ärgerten. «Wir wissen, dass man hier so nicht spielen kann», sagte er.
Mainz spielte aber so naiv und harmlos, als hätten sie in den vergangen vier Spielzeiten noch nie die Lektion an der Alten Försterei gelernt, dass ohne adäquate Robustheit dort gewiss nichts zu holen ist. Auch in der zweiten Halbzeit hatte Behrens (51.) mit einem Kopfball die erste Chance. Richtig Fahrt nahm die Partie aber erst wieder auf, als Leite den eingewechselten Brajan Gruda (60.) unachtsam zu Fall brachte. Rönnow war aber beim Elfmeter zur Stelle. Caci machte es mit seiner Direktabnahme besser. Ein Zittern kam bei Union nicht auf, auch weil Rönnow noch ein zweites Mal parierte und Pantovic in der Nachspielzeit den Schlusspunkt setzte.