Die Europäische Fußball-Union UEFA erlaubt auch in der kommenden Europapokal-Saison weiter den Verkauf von Stehplatz-Tickets.
In Deutschland, Frankreich und England sind bei Spielen der Champions League, Europa League und Conference League in der Saison 2023/24 Stehplätze zugelassen, wie der Dachverband in Nyon mitteilte. Damit könnte Bundesligist 1. FC Union Berlin seine Premiere in der Champions League doch im eigenen Stadion An der Alten Försterei austragen.
Die UEFA verlängert mit dem Beschluss ihr Pilotprojekt aus der vergangenen Saison. In den kommenden Monaten sollen weitere Untersuchungen durchgeführt und Richtlinien ausgearbeitet werden. Für Länderspiele sah der Beschluss aus dem vergangenen Sommer allerdings das seit Jahrzehnten praktizierte Sitzplatzgebot bei internationalen Spielen vor. Damit sind Stehplätze bei der Europameisterschaft 2024 in Deutschland wohl ausgeschlossen. DFB-Präsident Bernd Neuendorf hatte sich entgegen früherer Aussagen des Verbands zuletzt für Stehplätze bei der EM ausgesprochen.
Seit 1998 waren Stehplätze in europäischen Clubwettbewerben verboten. Vorausgegangen waren die Katastrophen von Heysel in Belgien 1985 mit 39 getöteten Menschen und Hillsborough in England 1989 mit 97 Toten. Der deutsche Fußball verzichtete auf ein Verbot. Auch im Zuge des Neubaus und der Renovierung vieler Stadien rund um die WM 2006 blieben die Stehplätze erhalten.
Profit oder Stehplatzromantik
Union Berlin hatte aufgrund der vielen Stehplätze in seinem Stadion für seine Spiele in der Champions League mit einem Umzug ins Olympiastadion geplant, wenn die Zulassung von Stehplätzen nicht verlängert worden wäre. Mehr als 18.000 Stehplätze gibt es an der Alten Försterei, aber weniger als 4000 Sitzplätze. Bereits in der Saison 2021/22 war der Hauptstadtclub für seine Spiele in der Conference League in den Westen Berlins umgezogen. Nun muss Union zwischen Stehplatz-Romantik und dem Wunsch vieler Fans nach Spielen im eigenen Stadion und dem finanziell lukrativeren Umzug ins Olympiastadion entscheiden.
Offen bleibt mit dem Beschluss, ob und wann auch weitere Klubs aus anderen Ländern der 55 UEFA-Mitgliedsverbände in Europa Stehplätze anbieten dürfen und wann die Regelung möglicherweise dauerhaft gilt.