U21-Nationalcoach Antonio Di Salvo hat vor weiteren Problemen im deutschen Fußball-Nachwuchs gewarnt.
«In der ersten Zeit als Co-Trainer der U21 habe ich mir zum Sichten Bundesliga- und teilweise Champions-League-Spiele angeschaut. Da gab es gestandene Bundesligaspieler, die es nicht in die U21 geschafft haben, weil es bessere gab», sagte Di Salvo in Interview des «Kicker». «Für den aktuellen und schon beim vergangenen Zyklus habe ich viel in der 2. Liga gescoutet. Doch teilweise haben unsere Jungs gar nicht gespielt. Das ist eine extrem gefährliche Tendenz.»
Di Salvo (42) trat im September die Nachfolge des in die Türkei gewechselten Erfolgscoachs Stefan Kuntz an, dessen Assistent er zuvor war. In der EM-Qualifikation belegt die deutsche Mannschaft als Europameister nach sechs Spieltagen Rang eins in ihrer Gruppe. Die neun Gruppensieger und der beste Gruppenzweite qualifizieren sich direkt für die Endrunde im Jahr 2023 in Rumänien und Georgien.
Kleinerer Spieler-Pool
Di Salvo wies auf fehlende Spielpraxis hin. «In den Jahrgängen 2000 und 2001 sind die Einsatzzeiten der ausländischen Spieler in der Bundesliga doppelt so hoch wie die der deutschen. Das ist extrem. In den anderen Ligen sind die Spielminuten der einheimischen U21-Spieler drei- oder viermal so hoch», sagte Di Salvo. «Uns fehlt die Breite an Spielern, die Praxis in der Bundesliga bekommen. Unser Pool an Kandidaten ist viel geringer als jener der Franzosen oder Engländer.»
Zuletzt spielten viele Akteure jüngerer Jahrgänge, was die Situation im Nachwuchsbereich widerspiegelt. «In den vorigen Generationen waren die zwei Kernjahrgänge zahlenmäßig dominant, wir hatten nur zwei, drei Jüngere dabei. Im November nominierten wir acht Jüngere, dabei mit Luca Netz einen 2003er und mit Youssoufa Moukoko gar einen 2004er. Es ist natürlich ein Problem, wenn die Kernjahrgänge unterbesetzt sind», sagte Di Salvo. «Wenn du zu viele Frühreife dabei hast, fehlen automatisch zwei, drei Jahre Robustheit und Erfahrung.»