Den Interview-Marathon nach seinen beiden Traumtoren bewältigte Youssoufa Moukoko mit einem Dauerlächeln. Ähnlich unbekümmert wie zuvor auf dem Platz meisterte der Dortmunder Angreifer seine Aufgabe auch in dem für einen erst 17 Jahre alten Fußball-Profi ungewohnten Rampenlicht.
«Das fühlt sich sehr gut an. Ein Derbysieg schmeckt immer am besten», kommentierte er seinen ersten Bundesliga-Doppelpack zum 3:0 (3:0) über den VfL Bochum.
«Ich soll einfach so weitermachen»
Die Gala lieferte nicht nur Argumente für einen Stammplatz im Verein, sondern auch für einen Platz im Kader der deutschen Nationalmannschaft beim WM-Turnier in Katar. Freimütig bestätigte Moukoko ein Telefonat mit Bundestrainer Hansi Flick vor wenigen Tagen: «Ich soll einfach so weitermachen. Sie beobachten alles. Und am Ende werden die, die Leistung bringen, auch dabei sein.»
Mit einem fulminanten Fernschuss in der achten Minute der Partie aus 18 Metern unter die Latte des Bochumer Tores versetzte Moukoko das Publikum zum ersten Mal in Ekstase. Bei seinem zweiten Treffer, als er den Ball mit einem Heber aus 35 Metern über VfL-Keeper Manuel Riemann hinweg ins Netz beförderte, fühlten sich viele Fans gar an das Dortmunder Jahrhunderttor von Lars Ricken im Champions-League-Finale 1997 gegen Juventus Turin erinnert. «Ich habe einen Tipp von Edin bekommen, dass Riemann immer weit vor seinem Tor steht», verriet der Matchwinner, der bei seiner Auswechslung in der 82. Minute vom Publikum mit Ovationen gefeiert wurde.
Rekord: Jüngster Liga-Torschütze
Die bemerkenswerte Entwicklung des Jungprofis versetzte auch seinen Trainer Edin Terzic ins Schwärmen: «Er ist extrem talentiert und möchte sich jeden Tag verbessern. Er hat einen riesigen Schritt gemacht, ist immer wieder anspielbar und setzt seinen Körper viel besser ein», lobte der Fußball-Lehrer. Er warnte aber vor einem Hype: «So wie wir ihn beschützt haben, als er die Bälle neben das Tor geschossen hat, wird es auch jetzt weitergehen. Er ist und bleibt 17.»
Elf Bundesliga-Tore stehen für Moukoko saisonübergreifend mittlerweile zu Buche – kein Profi war bei dieser Marke jünger. Mehr und mehr schließt er die Lücke, die der an Krebs erkrankte Neuzugang Sébastien Haller im BVB-Angriff hinterlassen hat. Den vereinsinternen Zweikampf mit dem Sommerzukauf Anthony Modeste hat Moukoko mittlerweile gewonnen.
Gleichwohl stocken die Gespräche um eine Verlängerung des am Saisonende auslaufenden Vertrages seit Monaten. Das gute Verhältnis zu Trainer Terzic könnte dazu beitragen, dass der Jungstar dem BVB die Treue hält. «Ich habe das Vertrauen von Edin, kenne das Umfeld und fühle mich hier sehr wohl», sagte Moukoko.
Dritter Bundesliga-Sieg in Folge
Eine WM-Nominierung könnte seine Verhandlungsposition weiter verbessern. Auf die Frage, ob er sich Chancen ausrechnet, im 26er-Kader zu stehen, antwortete Moukoko: «Ich kann nur meine Leistung bringen und es nicht beeinflussen. Am Ende entscheidet der Bundestrainer. Am Donnerstag werden wir sehen, wer dabei ist.»
Die Tore von Moukoko und Giovanni Reyna (12. Foulelfmeter) verhalfen dem BVB zum dritten Bundesligasieg in Serie. Damit bleibt der Revierclub bei drei Punkten Rückstand in Schlagdistanz zum Titelfavoriten FC Bayern. Doch was der Sieg über Bochum wirklich wert ist, wird sich erst in den Spielen in Wolfsburg und Mönchengladbach weisen. «Jetzt warten noch zwei wichtige Aufgaben auf uns – dafür haben wir heute eine gute Grundlage geschaffen», befand Terzic.
In beiden richtungsweisenden Partien dürfte auch Marco Reus mehr Spielanteile bekommen. Nach wochenlanger Zwangspause und einem 23 Minuten langen Kurzeinsatz gegen Bochum brennt der BVB-Kapitän darauf, sich bei Bundestrainer Flick trotz der langen Ausfallzeit für einen WM-Platz zu empfehlen. Kurzfristig soll entschieden werden, «zu wie viel es reicht am Dienstag», sagte Terzic mit Blick auf das Spiel in Wolfsburg. «Ich bin mir sicher, dass wir mit jedem Tag die Intensität und die Belastungsdauer steigern können. Wichtig ist, dass er noch Minuten sammeln kann.»