Im grauen Jogginganzug und mit einem schwarzen Rucksack eilte Robert Lewandowski mit raumgreifenden Schritten nach seiner persönlichen Nullnummer zum Mannschaftsbus. Reden mochte er nicht.
Statt an seiner langjährigen Wirkungsstätte über Tore für seinen neuen Arbeitgeber FC Barcelona zu jubeln, erstaunte er die Ex-Kollegen vom FC Bayern am Dienstag mit gleich mehreren vergebenen Chancen.
«Er hat zwei, drei gute Szenen in der ersten Halbzeit. Ich habe mich gewundert, dass er daraus kein Tor gemacht hat», sagte der Münchner Sportvorstand Hasan Salihamidzic nach dem 2:0 des FC Bayern im Topspiel der Champions-League-Gruppe C.
In der Allianz Arena, wo Lewandowski im Bayern-Trikot jahrelang am Fließband getroffen hatte, hatte der Weltfußballer vor dem Seitenwechsel wiederholt das Führungstor für die Katalanen verpasst. «Wir können froh sein, dass er den Ball heute nicht so gut getroffen hat», sagte Bayern-Torschütze Leroy Sané. Der Nationalspieler blickte schon aufs Rückspiel Ende Oktober: «Da dürfen wir ihm diese Räume nicht geben, weil wir wissen, er haut uns die normalerweise rein.»
Das hätte Barcelona-Trainer Xavi nur zu gerne schon diesmal gesehen. «Unsere Chancen hätten Tore sein müssen», haderte Xavi nicht nur mit Lewandowskis Null-Ausbeute.
Neuer: Glück nicht auf Lewys Seite
«Wenn der Knoten am Anfang platzt, kann es ganz anders ausgehen. Das Glück war in den entscheidenden Situationen nicht auf Lewys Seite. Und das war in dem Fall auch unser Glück», sagte Bayern-Kapitän Manuel Neuer. Lewandowski habe sich in einem «emotionalen Spiel» sicher besonders viel vorgenommen und kenne die ehemaligen Mitspieler sehr gut, sagte Neuer. «Aber die Defensivspieler und ich als Torwart kennen den Lewy auch.»
Lewandowski habe aber auch eine «nicht ganz einfache Situation» bewältigen müssen, meinte Bayern-Chef Oliver Kahn. «Du kommst in ein Stadion, in dem du als Spieler deine größten Erfolge gehabt hast. Er hat ein, zwei ganz große Chancen gehabt. Ich habe gerade noch mit ihm gesprochen, normalerweise macht er die. Sind wir froh, dass er sie nicht gemacht hat…»
Viel Beifall bekam der im Sommer nach großem Transfertheater für 45 Millionen Euro Ablöse zum FC Barcelona gewechselte Lewandowski vom Münchner Publikum schon vor dem Spiel. Nach dem Schlusspfiff gab es auf dem Platz auch eine herzliche Umarmung von Ex-Trainer Julian Nagelsmann. «Er hat kein Tor gemacht. Da freue ich mich drüber – für ihn persönlich nicht, aber aus unserer Sicht», sagte Nagelsmann. Er mochte am Dienstagabend nicht mehr viel über den Torjäger reden: «Ich habe diese Woche, glaube ich, 65 Fragen zu Lewy beantwort. Er ist nicht mehr mein Spieler und wahrscheinlich wird er es auch nicht mehr.»