An jedem zweiten Wochenende die Spiele des eigenen Clubs im Stadion verfolgen. Mit festem Platz und meist bekannten Sitznachbarn – für Hunderttausende Fußball-Fans ist die Dauerkarte für die Bundesligasaison eine Art Heiligtum.
Und das weckt Begehrlichkeiten und kriminelle Energie. «Achtung, Betrug!», warnen etliche Clubs inzwischen auch schon wegen des illegalen Handels mit normalen Tagestickets. Der Schwarzmarkt verursacht große finanzielle Schäden. Die wichtigsten Fragen im Überblick.
Warum sind Dauerkarten so schwer zu bekommen?
Eine Dauerkarte blockiert einen Platz im Stadion für alle 17 Heimspiele – die Clubs geben deshalb nur einen Teil der Gesamtkapazität für die Saisontickets frei. Sonst blieben Gelegenheitsbesucher auf der Strecke. Borussia Dortmund verkaufte in der vergangenen Spielzeit 55.000 Dauerkarten, die BVB-Arena hat knapp über 80.000 Plätze. Meister FC Bayern setzte 38.000 Dauerkarten ab, im Münchner Stadion finden 75.000 Menschen Platz. In der Bundesliga waren in der vergangenen Saison 435.000 Dauerkarten abgesetzt worden.
Wer eine Dauerkarte besitzt, kann diese meist zur neuen Saison verlängern. Nur wenige Fans geben ihre Karte ab. Die Kosten variieren besonders bei den Sitzplätzen enorm. Im Liga-Schnitt kostete der günstigste Sitzplatz zuletzt um die 350 Euro. Die hohe Nachfrage führt zu völlig überteuerten Angeboten auf Zweitmärkten, von denen viele illegal sind. Dasselbe gilt für Tagestickets für besonders populäre Spiele, die Wochen im Voraus ausverkauft sind.
Welcher Schaden entsteht durch den Schwarzmarkt?
«Man kann davon ausgehen, dass die Clubs jeweils Schäden in sechsstelliger Höhe davontragen», sagte Rechtsanwalt Markus Schütz der Deutschen Presse-Agentur über illegal verkaufte Tickets in der Bundesliga. Seine Kanzlei hat mehrere Mandate von Clubs aus der Bundesliga und 2. Bundesliga. «Die Fußball-Bundesliga versucht wirklich, sozial verträgliche Preise festzulegen», sagt Schütz. «Dass, was die Leute an Übertrag aus ihren Ticketverkäufen gewinnen, ist der Schaden. Das ist das, was der Verein eigentlich einnehmen könnte, wenn er marktgerechte Preise aufrufen würde.»
Und es gibt weitere Risiken. «Durch die Schwarzmarktverkäufe kann es zu Vermischungen der Fanlager kommen. Bei Hooligans ist das dann nicht angenehm», sagte Schütz. «Auch Leute mit Stadionverbot können sich auf dem Schwarzmarkt Tickets kaufen.» Die Regelungen für einen geregelten Zweitmarkt sind nicht einheitlich.
Welche Regelungen gibt es?
In Deutschland gebe es «kein gesetzliches Verbot des unzulässigen Weiterverkaufs von Tickets», erklärte Schütz. Deshalb seien die Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) wichtig. «Die AGB sind praktisch das Herz, die Grundlage», sagte Schütz. «Wenn man in die AGB schaut, wird man bei allen Vereinen einen Grundsatz finden: Der Kauf von Tickets ist ausschließlich zu privaten, nicht zur kommerziellen Nutzung zulässig.» Der Weiterverkauf, wenn der Stadionbesuch doch nicht möglich ist, ist also nicht grundsätzlich verboten.
Am einfachsten ist der Verkauf über einen offiziellen Zweitmarkt der Vereine. «Tickets für Heimspiele können legal und unkompliziert über den offiziellen Ticket-Zweitmarkt zum Originalpreis an andere BVB-Fans weitergegeben werden», schreiben die Dortmunder. Internetangebote von Dritten hatten in der Vergangenheit bereits zu Gerichtsverfahren geführt. «Tickets, die auf dem Schwarzmarkt erworben werden, sind für Fans in höchstem Maße unsicher und können dazu führen, dass der Zutritt zum Stadion verweigert wird», schreibt der BVB.
«Wenn Sie das Ticket zum Normalpreis weiterverkaufen, auch meinetwegen inkludiert mit Versand- und/oder Transfergebühren, ist das für uns kein Problem», sagte Schütz. Für Käufer hat der Rechtsanwalt einen einfachen Rat: Keine Tickets per Auktion kaufen. «Unzulässig sind Angebote im Internet zu höheren Preisen als dem Originalpreis», sagte Schütz. «Sie gehen ein hohes Risiko als Käufer ein. Der Club beobachtet solche Aktivitäten – das bekommen Sie aber nicht mit. Erst, wenn Sie am Stadion stehen und mit ihrem Ticket nicht reinkommen.»
Was droht bei einem illegalen Weiterverkauf der Karten?
«Wenn wir ihn erwischen, hat er zu befürchten, dass ihn eine Vertragsstrafe bis zur Höhe von 2.500 Euro erwartet», sagte Rechtsanwalt Schütz. «Das hängt davon ab, wie viele Tickets er verkauft hat, ob er ein Wiederholungstäter ist, wie hoch der Verkaufsgewinn ist. Der Verkäufer wird vom weiteren Ticketverkauf für bis zu fünf Jahre ausgeschlossen. Bei Dauerkarten wird die Dauerkarte gekündigt. Es drohen Vereinsausschluss, Stadionverbot und auch die Herausgabe des Mehrerlöses.»