Am Ende gab es für Fabian Hürzeler kein Halten mehr. Der wegen einer Gelbsperre auf die Tribüne verbannte Coach des FC St. Pauli stürmte auf das Spielfeld und herzte seine Kollegen.
Nach der Sieglos-Serie im Dezember ist der Kiez-Club mit dem 2:1-Sieg im Top-Spiel bei freiem Eintritt in der Düsseldorfer Arena wieder auf Kurs. Und weil es beim Verfolger Fortuna Düsseldorf so gut funktionierte, hat der Zweitliga-Tabellenführer (39 Punkte) gleich am Dienstag wieder beste Chancen gegen die Rheinländer. Mit einem weiteren Erfolg könnte St. Pauli erstmals seit 18 Jahren wieder ein Halbfinale im DFB-Pokal erreichen.
Doppelpack durch Hartel
«Fortuna kann uns vor Aufgaben stellen. Ich bin gespannt, ob wir uns wieder das Momentum erarbeiten können», erklärte Hürzeler, dessen Team nun bereits 22 Pflichtspiele seit Saisonbeginn unbesiegt ist. Seinen im Sommer auslaufenden Vertrag hat der erfolgreiche Chefcoach der Hamburger bislang allerdings nicht verlängert. Vielleicht könnte ein weiteres Erfolgserlebnis im Pokal Bewegung in die Angelegenheit bringen.
Die Gründe für den Aufschwung der Kiez-Kicker sind schnell benannt. Zum einen ist Marcel Hartel, dem ein Doppelpack zum 2:1-Erfolg gelang, mit nunmehr 14 Treffern und 10 Assists in allen Pflichtspielen der Saison der überragenden Spieler in der Offensive. «Es hat heute ganz viel Spaß gemacht. Nach vorne haben wir die Qualität, um Tore zu schießen. Es war heute einfach ein gelungener Abend für uns», befand der 28-Jährige.
Zudem hat das Team mit einer enormen Laufleistung (134 Kilometer) und einer verstärkten Abwehrarbeit den Gegner vor große Probleme gestellt. «Wir haben in der Winterpause extrem viel an der Defensive gearbeitet, was teilweise nicht immer Spaß gemacht hat. Es ist aber der entscheidende Punkt und vielleicht sogar der Schlüssel dafür, dass wir die ersten beiden Spiele gewonnen haben», erklärte Abwehrspezialist Hauke Wahl.
Wiedersehen im Pokal
Nach dem Sieg in der Liga geht Hürzelers Mannschaft auch im Pokal vor eigenem Publikum als Favorit in die Partie. Selbst Fortunas Trainer Daniel Thioune hatte bereits vor der Partie am Samstag gesagt, dass der Sieger mit einem kleinen psychologischen Vorteil in das Pokalspiel startet. Zudem sei St. Pauli das Maß der Dinge in der zweiten Liga.
Die Düsseldorfer, deren Aktion «Fortuna für alle» sich auch im zweiten Gratisspiel großer Beliebtheit und Nachfrage erfreute, haben derzeit allerdings vor allem physische Probleme. Dem Team gehen die Spieler aus, die Mannschaft pfeift personell aus dem letzten Loch. «Ich würde mir wünschen, die Verlässlichkeit auf den Platz zu bringen wie der Gegner und permanent mit dem gleichen Personal unterwegs sein zu können», sagte Thioune, dem am Samstag fünf Stammspieler fehlten. Mit 31 Punkten auf Rang fünf sind die Rheinländer im Aufstiegsrennen vorerst hinten dran.