Für viel Freude sorgt bei Alexandra Popp auch in diesen turbulenten Tagen ihr geliebter Patch. «Endlich 5, mal sehen, ob du noch ruhiger wirst», schreibt die DFB-Kapitänin in den sozialen Medien zum Geburtstag ihres Hundes. Etwas Ablenkung kann der EM-Star derzeit gut gebrauchen.
Ihr VfL Wolfsburg geht als Favorit, aber angeschlagen in das DFB-Pokal-Finale am Donnerstag (16.45 Uhr/ARD und Sky) gegen den SC Freiburg. So muss die derzeit populärste deutsche Fußballerin mal wieder vorangehen, wenn es was werden soll mit dem neunten Cupsieg in Serie.
Mit dem überraschenden 0:4 am Sonntag bei Eintracht Frankfurt haben die Wolfsburgerinnen praktisch die deutsche Meisterschaft verspielt, der FC Bayern München kann bereits am Samstag bei Bayer Leverkusen den Titel klarmachen. Ein herber Stimmungsdämpfer für die VfL-Spielerinnen vor den so wichtigen Finals in Köln und vor allem in der Champions League am 3. Juni in Eindhoven gegen den FC Barcelona.
Großes Trainerlob
So ist nicht nur Tommy Stroot mächtig gefordert, sondern auch eine wie Popp. «Ein Typ, der in allem, was sie ausstrahlt, den Willen hat, Widerstände zu überwinden. Wir sind froh, dass wir Poppi in dem Zustand haben», sagte der Trainer und verwies dieser Tage noch einmal darauf, dass die 32-Jährige eine sehr lange Verletzungspause vor ihrer so erfolgreichen EM 2022 in England hatte. «Sie hat wieder eine Qualität erreicht, die lange nicht abzusehen war. Und diese dann so zu halten, da komme ich fast ins Schwärmen. Sie ist ein extrem wichtiger Leader für uns. Sie sorgt dafür, dass wir immer wieder an unsere Grenzen gehen.»
Zuletzt plagten Popp Achillessehnenprobleme, rechtzeitig vor dem so wichtigen Saisonfinale ist sie wieder fit. Seit der EM kann sich die Stürmerin, die auch mal wie zuletzt in Frankfurt im Mittelfeld spielt, kaum retten vor Interview-Anfragen und Auszeichnungen. Für den «Kicker» war sie – als erste Frau – die «Persönlichkeit des Jahres», für den DFB – natürlich – «Nationalspielerin des Jahres». Beim Niedersächsischen Landesverband gab es jetzt eine «Fußballerin des Jahres», nicht wie zuvor in ihrem Clubkollegen Maximilian Arnold einen «Fußballer des Jahres».
«Mit meinem Team habe ich 2022 viel erleben und Menschen begeistern dürfen. Deshalb darf ich auch für die Mannschaft hier stehen. Das macht mich sehr, sehr stolz», sagte Popp bei der Ehrung und meinte damit wohl die deutsche Auswahl wie auch ihren Verein. Die Olympiasiegerin von 2016 und aktuelle Vize-Europameisterin ist immer darauf bedacht, sich selbst nicht zu sehr in den Mittelpunkt zu rücken. Bezeichnend dafür: Als die Wolfsburgerinnen beim WFC Arsenal den Finaleinzug in die Königsklasse feierten, da saß Popp etwas abseits auf dem Rasen und kommentierte das Bild später so: «So unfassbar stolz auf mein Team.» In die Fernsehkamera sagte sie unverblümt, wie es ihre Art ist: «Verdammte Axt, ich kann nicht mehr!»
Führende der Torjägerliste
Eine Auszeichnung, die Popp noch nie gewonnen hat, kann sie sich in den letzten beiden Bundesliga-Spieltagen noch sichern: Mit 15 Toren führt sie die Torjägerliste an. Doch das wäre nur eine Randnotiz bei all dem, was sie auszeichnet: Neben der derzeit schwangeren Nationaltorhüterin und TV-Expertin Almuth Schult gilt Popp längst als Sprachrohr, wenn es um sportpolitische Themen im Frauenfußball geht.
Die Fans haben jedenfalls ein feines Gespür dafür, dass Popp auch für einen Begriff steht, der im Profigeschäft viel zu oft verwendet wird: Bodenständigkeit. «Ich glaube, dass ich immer noch ich selbst bin. Das ist für mich das Entscheidende», sagte sie nach ihrem turbulenten vergangenen Jahr. «Vielleicht bin ich im Moment so ein wenig das Gesicht des Frauenfußballs. Ich bin gerne bereit, uns so ins Blickfeld zu rücken. Gleichzeitig würde ich es sehr schätzen, wenn andere Spielerinnen ebenfalls die Möglichkeit bekommen, sich zu zeigen.»
Aber auch bei der WM vom 20. Juli bis 20. August in Australien und Neuseeland werden wieder besonders viele Augen auf Popp, die im EM-Finale verletzt gefehlt hatte, gerichtet sein. «Sie ist unsere Spielführerin, eine wichtige Keyplayerin», sagte Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg. «Ich glaube, die Alex hat noch bisschen was vor.»