«Bambi» Jamal Musiala erfreute Jubilar Julian Nagelsmann nicht nur wegen seines Tor-Boosters. Der Nationalspieler mit dem «Straßenfußballer-Gen» schenkte seinem Trainer beim 2:1 gegen den FSV Mainz 05 den 100. Bundesliga-Sieg.
Mit einer anderen Entscheidung vergrößerte der 18-Jährige Nagelsmanns Hoffnung, dass die wilden Wochen mit viel Corona-Wirbel beim FC Bayern ein Ende finden könnten. «Ich freue mich darüber, dass er jetzt geimpft ist und dass wir dann hoffentlich in der Rückrunde keine Probleme haben werden», verkündete Nagelsmann den Piks bei seinem Super-Talent.
Wiederholte Ausfälle von ungeimpften Corona-Kontaktpersonen und Infektionen bei Profis wie zuletzt beim ungeimpften Joshua Kimmich, der wegen der Nachwirkungen erst im neuen Jahr wieder spielen kann, brockten den Münchnern reihenweise Handicaps ein. Umso eindrucksvoller ist die Erfolgsbilanz des Spitzenreiters, der den Vorsprung auf Verfolger Borussia Dortmund innerhalb von einer Woche von einem auf sechs Punkte ausbaute. Die 25. Herbstmeisterschaft ist zwei Spieltage vor Hinrundenende wegen der klar besseren Tordifferenz praktisch fix.
Punkte wichtiger als Jubiläum
«Der 100. Sieg für mich ist auch schön, aber die drei Punkte für den Club und die Mannschaft sind doch nochmal wichtiger», sagte Nagelsmann. Der 34-Jährige schwankte nach einem wechselhaften 199. Bundesliga-Spiel, ob er sich lieber einen Schnaps oder einen Glühwein zum runden Sieg gönnen sollte. Nach dem frühen 1:0 durch Karim Onisiwo (22. Minute) für die aufmüpfigen Mainzer, die nach einem Einsteigen von Dayot Upamecano gegen Jae-Sung Lee gerne noch einen Elfmeter zugesprochen bekommen hätten, brauchte es eine starke Willensleistung des Serienchampions bei trister Atmosphäre.
«In der zweiten Halbzeit haben wir eine Top-Reaktion gezeigt, da waren wir richtig scharf», sagte Nagelsmann. Kingsley Coman (53.) und eben Musiala (74.) retteten mit ihren Toren den Arbeitssieg. «Es ist wichtig, dass wir das Jahr jetzt gut abschließen und uns eine gute Ausgangssituation für 2022 schaffen», sagte Musiala, der mit den Teamkollegen gespannt auf die Achtelfinal-Auslosung der Champions League am Montag schaut.
Jungstar Musiala leistete sich an der Seite vom angeschlagen ausgewechselten Corentin Tolisso in der sonst von Leon Goretzka (Patellasehnenprobleme) und Kimmich besetzten Mittelfeldzentrale leichte defensive Anfälligkeiten. Auf der ungewohnten und nicht für ihn perfekten Position überzeugte er aber dennoch, nachdem er schon beim 3:0 gegen Barcelona als Torschütze auftrat.
Talent mit Straßenfußballer-Gen
«Er hat den Spitznamen Bambi, aber der Bambischutz ist dann irgendwann weg, dann geht’s um eine Verlässlichkeit. Die hat er. Er muss jetzt kein Gennaro Gattuso aus fußballerischer Sicht werden», sagte Nagelsmann. In Anlehnung an das niedliche Jungtier aus dem Disney-Klassiker wurde das Bewegungstalent Musiala von Leroy Sané «Bambi» getauft. «Aber irgendwann wächst man aus diesem Talentstatus raus, wenn man abgezockte Leistungen bringt», sagte Nagelsmann und hegte einen Wunsch: «Er muss sein Straßenfußballer-Gen beibehalten.»
Auch Coman hat solch besondere Eigenschaften, die er nach seinem kleinen Eingriff am Herzen wieder unbeschwert demonstriert. «Er ist ein Spieler mit herausragenden Qualitäten, die man in Europa nicht so häufig findet», sagte Nagelsmann. «Er ist total glücklich, dass er gesund ist und das sieht man auf dem Feld.» Wie lange der Siegtorschütze aus dem Champions-League-Finale 2020 noch für Bayern wirbeln wird, ist offen. Sein Vertrag läuft 2023 aus, die Verhandlungen führten noch nicht zu einer Verlängerung.
Noch Vertrag bis 2026
An Musiala können die Münchner noch lange Freude haben, der Vertrag läuft noch bis ins Jahr 2026. Den Schritt zur Impfung, zu der es für Menschen in Musialas Alter später die Empfehlung gab als für ältere, mochte Nagelsmann nicht in Zusammenhang mit dem Reifeprozess des schon neunmaligen Nationalspielers bringen.
«Ich bewerte das Fußballerische und das Sportliche ist die Bewertungsgrundlage meines Satzes, dass er den Bambi-Status verlassen hat», sagte der Coach und wies auf die grundsätzlich hohe Impfbereitschaft der Top-Profis in Deutschland hin. «Im Fußball sind wir, was die Impfquote angeht auf einem herausragenden Weg.» Rund 70 Prozent der Bevölkerung in Deutschland ist geimpft, Bundesliga-Chef Christian Seifert bezifferte die Quote in den zwei deutschen Top-Profi-Ligen zuletzt auf deutlich über 90 Prozent.