Die kostspielige Einkaufstour des FC Bayern muss auch nach der Verpflichtung des neuen Abwehrchefs Matthijs de Ligt noch lange nicht zu Ende sein.
Mit über 120 Millionen Euro Ablöse küren sich die Münchner zumindest vorerst zu den Shopping-Champions Europas – und haben weitere Zugänge im Blick.
«Überall verstärken sich die Clubs weiter. Des Rennen hört ja jetzt nicht auf», sagte Vorstandschef Oliver Kahn im Mannschaftshotel in Washington, fußläufig 20 Minuten vom Weißen Haus entfernt.
Hochkarätige Zugänge
Nach Sadio Mané vom FC Liverpool sowie Ryan Gravenberch und Noussair Mazraoui von Ajax Amsterdam soll nun auch Matthijs de Ligt von Juventus Turin zu den Münchnern stoßen, die eine besondere Marke aufstellen. Real Madrid gab für Aurélien Tchouameni vom AS Monaco rund 80 Millionen Euro aus, der FC Barcelona zahlte für Raphinha von Leeds United und Robert Lewandowski vom FC Bayern über 100 Millionen Euro. Ebenfalls eine dreistellige Summe legte Manchester City für Ex-Dortmunder Erling Haaland und Kalvin Phillips von Leeds United hin.
«Es ist viel los. Ich meine, bei uns ist es ja ähnlich wie bei anderen Vereinen, da tut sich einiges», sagte Torhüter Manuel Neuer und verwies national auf den BVB, der Niklas Süle ablösefrei aus München verpflichtete. Die Westfalen zahlten für Sébastien Haller (Ajax Amsterdam), Karim Adeyemi (Red Bull Salzburg), Nico Schlotterbeck (SC Freiburg) und Salih Özcan (1. FC Köln) über 85 Millionen Euro Ablöse.
Neuer: «Favorit auf die deutsche Meisterschaft»
Neuer, der im Teamhotel in kurzer Hose das Kaminfeuer nur sehen, und angesichts der sehr kühlen Temperaturen wegen der Klimaanlage aber sicher nicht spüren konnte, sieht den FC Bayern aber weiter in der Pole Position im Kampf um die Meisterschaft. «Wenn uns nicht viel passiert mit Verletzungen und Ausfällen, ist es so, dass wir wieder der Favorit auf die deutsche Meisterschaft sind», sagte Neuer. Dem Abgang von Weltfußballer Lewandowski sowie denen der Ergänzungsspielern Marco Roca und Omar Richards stehen eben auch hochkarätige Neuzugänge gegenüber.
Ob er in seiner 2011 begonnen Zeit beim FC Bayern schon so einen Einschnitt erlebt habe, sei «schwer zu sagen», sagte Neuer. «Es ist ja so, dass immer noch alles offen ist. Es heißt ja nicht, dass wir niemanden mehr hinzubekommen werden.»
Zwar meinte Neuer wohl in erster Linie Innenverteidiger de Ligt, aber die Zugänge von Konrad Laimer von RB Leipzig und Mathys Tel von Stade Rennes bleiben heiße Themen. Bei Laimer sollen die Münchner das Angebot für eine Ablöse in Höhe von 20 Millionen Euro hinterlegt haben. Und der 17-jährige Tel hat es den Bayern schon seit einiger Zeit angetan.
Bayern an französischem Sturmtalent interessiert
Der Franzose Tel von Stade Rennes gilt als herausragendes Sturmtalent in Europa. Als Ablöse steht die für einen 17-Jährigen stolze Summe von rund 20 Millionen Euro im Raum. «Tel ist ein hochinteressanter Spieler, den wir schon länger beobachten. Ein super-starkes Talent. Das Transferfenster ist noch eine Weile offen, also schauen wir einfach», sagte Kahn und bremste im Poker um eines der größten Sturmtalente Europas aber auch etwas ab. «Was die Offensive anbelangt, haben wir viele Möglichkeiten. Wir müssen schauen, dass wir jetzt nicht überziehen. Das muss alles sinnvoll sein.»
Auch in der Abwehr haben die Münchner viele Optionen. Benjamin Pavard gilt daher als erster Verkaufskandidat. «Wir denken jetzt im Moment nicht darüber nach, den einen oder anderen abzugeben», sagte Kahn. «Im Moment denken wir nicht in diesen Kategorien, weil wir ja immer schauen, was können die Spieler noch alles spielen. Es gibt ja nichts Besseres, als flexible Spieler zu haben.»
Kahn lobt neuen Abwehrchef de Ligt
Kahn lobte zudem die Vorzüge von de Ligt. «Er ist groß, zweikampf- und kopfballstark und hat ein sehr, sehr gutes Aufbauspiel», sagte der Vorstandschef. «Obwohl er erst 22 Jahre ist, führt er gerne und lautstark, ist präsent. Diese Qualitäten sind sehr, sehr wichtig für uns.» Seit dem ablösefreien Wechsel von David Alaba zu Real Madrid vor einem Jahr suchen die Münchner ihren neuen Abwehrchef. Wenn man im Abwehrbereich einen «Tick mehr Stabilität» hereinbekomme, «ist es genau dieser wichtige Mosaikstein», sagte Kahn. Mit dem vor drei Jahren von Atlético Madrid verpflichteten Lucas Hernández (80 Millionen Euro) bildet de Ligt nun das teuerste Abwehr-Duo der Welt.
Auch Neuer freut sich auf die Verpflichtung. «Das ist wirklich jemand, der auch führen kann, der eine Ausstrahlung hat», sagte Neuer. De Ligt werde «keine große Eingewöhnungszeit» brauchen. «Es ist natürlich wichtig, dass wir in der Defensive mündige Spieler haben – nicht nur verbal, sondern auch von der Körpersprache», sagte der Nationaltorwart. Alaba habe dies viel gemacht. Schon am Mittwoch könnte de Ligt im ersten Bayern-Testspiel auf dem einwöchigen Trip gegen D.C. United erstmals das FCB-Trikot tragen.