Dieser BVB hinterlässt nichts als Frust und Fragezeichen. Die ständigen Abwehr-Aussetzer seiner Mannschaft und das folgenschwere Aus in der Champions League bei Sporting Lissabon (1:3) kann auch Trainer Marco Rose kaum noch verstehen.
Kapitän Marco Reus versuchte mit einem verbitterten Lächeln immerhin zu erklären, was eigentlich nicht mehr zu erklären ist. «Wir diskutieren am Ende immer über die gleichen Fehler», klagte der Nationalspieler bei DAZN. Diese immer wieder nach ähnlichem Muster ablaufenden Patzer haben für Borussia Dortmund nach dem Königsklassen-K.o. nun Konsequenzen: finanziell und auf längere Sicht wohl auch personell.
«Es war unser klares Ziel, in die nächste Runde zu kommen, in der Champions League zu überwintern», sagte Rose, der zudem davon sprach, dass sein Team die eigenen Fehler diesmal «mehr als bitter» bezahle. Der Einzug ins Achtelfinale wäre von der UEFA mit fast zehn Millionen Euro belohnt worden, nun fehlt dieses Geld den von der Corona-Pandemie wirtschaftlich ebenfalls schwer getroffenen Westfalen. Stattdessen geht es nach der Winterpause in der klassentieferen und finanziell deutlich weniger attraktiven Europa League weiter. Schuld waren diesmal teils absurde Abwehrfehler, eine unnötige Rote Karte und ein eiskalter Gegner.
Reus ist bedient
Stark spielte Sporting ganz und gar nicht, aber der portugiesische Meister nahm die Angebote des BVB dankbar an. Beim 0:1 (30. Minute) hatte Linksverteidiger Nico Schulz dem Torschützen Pedro Goncalves den Ball nach einer fatalen Fehleinschätzung praktisch selbst in den Lauf gespielt. Beim 0:2 durch Goncalves (39.) sah dann die Innenverteidigung um den ebenfalls schwachen Marin Pongracic nicht gut aus. Vor dem 0:3 durch Pedro Porro (81.) hatte der zuvor lange verletzte Dan-Axel Zagadou einen Elfmeter verursacht. Und dann war da auch noch die Rote Karte (74.) wegen einer Tätlichkeit für den erst zur Halbzeit für Schulz eingewechselten Emre Can.
«Ein beschissener Abend», meinte Reus nach einem Auftritt zum Vergessen. Die anhaltenden Personalprobleme wollte Rose dabei nicht als Entschuldigung gelten lassen. In der Tat hätte der BVB die vermeintlich leichte Gruppe mit Sporting, Ajax Amsterdam und Besiktas Istanbul auch ohne permanente Bestbesetzung meistern können. Nun bleiben vor dem Gruppenfinale gegen die Türken in zwei Wochen nur der Frust und bittere Erkenntnisse. Denn auch wenn Rose abwehrte: «Mit den Ausfällen, mein Gott, dann ist es halt so, dann fallen die Spieler aus, dann können sich andere zeigen.» Aber auch ihm wird aufgefallen sein, dass der BVB Erling Haaland nicht ersetzen kann.
Nach dieser Saison werden die Borussen wohl endgültig ohne den derzeit verletzten Wunderstürmer auskommen müssen. Das ist eine fast schon groteske Situation: Nach der verpassten Qualifikation fehlt der Norweger nicht nur bei der Katar-WM im Winter 2022, auch die Königsklasse muss im neuen Jahr nun erst mal ohne eine der größten Attraktionen des Weltfußballs auskommen. Die ohnehin geringen Chancen auf einen Verbleib beim BVB über den Sommer hinaus dürften damit nochmals gesunken sein. Stattdessen geht es für Haaland und die Borussia international nun eine Stufe niedriger weiter. Das konnte auch das späte Tor von Donyell Malen (90.+3) nicht mehr verhindern.