Die Empörung aus der Bundesliga über den heiklen WM-Vorschlag hält an – und bringt den Deutschen Fußball-Bund in Bedrängnis.
«Ich würde mir wünschen, dass in den nächsten Tagen mal ein Signal vom DFB kommt: ohne uns», sagte der frühere Weltmeister Rudi Völler beim TV-Sender Bild. «Das können wir uns als DFB auch erlauben.» Die bisherige Reaktion aus der Verbandszentrale in Frankfurt/Main auf die Idee der FIFA, die Fußball-WM künftig im Zweijahresrhythmus auszurichten, war eher zurückhaltend. Zumindest im Vergleich zur harschen Kritik von Trainern und Club-Verantwortlichen.
«Eine bescheuerte Idee»
Völler meinte, «wer den Fußball liebt, kann nicht für so eine bescheuerte Idee sein. Wer das macht, ist gegen den Fußball». Der Sportchef von Bayern Leverkusen bezeichnete den Plan, der am Donnerstag von FIFA-Direktor Arsène Wenger bekräftigt worden war, als «Schnapsidee» ähnlich wie zuletzt die kurzzeitige Gründung einer europäischen Super League. «Das wäre eine Zerstörung des Fußballs gewesen. Und so wäre es auch mit dieser WM.»
Der DFB hatte auf Anfrage bislang mitgeteilt, «grundsätzlich» für den akteullen Vierjahresrhythmus zu sein, das Thema bei einer Präsidiumssitzung aber «nochmals» erörtern zu wollen. Der «Bild am Sonntag» zufolge soll die Sitzung an diesem Freitag sein.
RB Leipzigs Vorstandschef Oliver Mintzlaff gab an, «gar nichts» davon zu halten, «immer weiter die Kommerzialisierung anzuschieben. Daher gehe ich davon aus, dass die Pläne hoffentlich auch nicht Wirklichkeit werden.» Wenger und etliche Ex-Stars hatten geäußert, dass es weltweit viel Unterstützung für die Abkehr vom Vierjahresrhythmus gebe. Etliche kleinere Verbände im Weltverband hätten häufiger die Chance, sich für das Großereignis zu qualifizieren.
Ein Mitglied der FIFA-Beratergruppe ist auch Rekordnationalspieler Lothar Matthäus, nach Angaben des Weltverbands unterstützte der 60-Jährige die Überlegungen, weil diese auch weniger Abstellungsfenster für Länderspiele vorsehen würden. Die Clubtrainer könnten dann «kompakter» trainieren, sagte Matthäus bei Sky. Er räumte aber auch ein: «Der Wert einer Weltmeisterschaft ist nicht mehr der gleiche, wenn du doppelt so viele Weltmeisterschaften hast.»
Guardiola findet Idee gut
Der frühere Bayern-Coach Pep Guardiola bewertet die Pläne dagegen positiv. «Ich bin immer froh, wenn neue Ideen zur Diskussion auf den Tisch gelegt werden», sagte der Trainer von Manchester City nach Angaben der Nachrichtenagentur PA. «Man darf Ideen nicht kriminalisieren.» Guardiola vertritt demnach die Ansicht, den Vorstoß nicht sofort zu verwerfen, sondern zunächst alle Standpunkte dazu zu hören.
«Die Weltmeisterschaft ist großartig. Das ist das größte Turnier, als Zuschauer schaue ich sie mir immer gerne an. Wenn ich sie alle zwei Jahre schauen könnte, wäre das gut», sagte der Spanier. Wenn nicht mit einer WM, dann würde der Fußballkalender eben mit einem anderen Wettbewerb gefüllt. Wenger habe dagegen «ein Turnier der höchsten Qualität» vorgeschlagen. Chelseas Trainer Thomas Tuchel ist anderer Ansicht und klagte: «Es sind zu viele Spiele, das hilft nicht der Qualität.» Er liebe es zwar, Fußball zu schauen, aber nicht, wenn er nicht gespielt werde, weil er gespielt werden müsse.
Eine Hoffnung ist für Völler derweil die UEFA, deren Präsident Aleksander Ceferin bereits einen Boykott angedeutet hat. «Das Wichtigste ist, dass die UEFA standhaft bleibt. Dafür ist dieser Verband zu wichtig. Ohne die UEFA geht nichts», sagte Völler.