Patrik Schick schnappte sich nach seinem traumhaften Startelf-Comeback traditionsgemäß den Spielball als vorweihnachtliches Präsent für seinen Hattrick. Zurücklehnen und Ausspannen ist für den tschechischen Torjäger in der kurzen Winterpause aber nicht angesagt.
«Ich werde nicht viel Freizeit haben», sagte der 27-Jährige nach dem 4:0 (3:0) gegen den VfL Bochum: «Ich muss noch viel arbeiten.» Schließlich, so Schick, sei er «noch nicht bei 100 Prozent. Ich fühle, dass noch etwas fehlt.»
Das muss für die Konkurrenz wie eine Drohung klingen. Denn am Mittwochabend stellte Schick sogar seinen perfektionistischen Trainer Xabi Alonso vollkommen zufrieden. «Das war das bestmögliche Comeback», sagte der frühere Welt- und Europameister: «Mehr hätte ich nicht erwarten können.»
Upgrade für Bayer
Alonso hatte von Anfang erklärt, einen Plan mit dem Profi zu haben, der rund ein Jahr an hartnäckigen Adduktorenproblemen laborierte. Langsam führte er ihn heran, nahm in nach einem ersten Zwei-Spiele-Comeback Ende Oktober wieder für einen ganzen Monat raus aus dem Kader. Seitdem hat Schick 213 Pflichtspiel-Minuten absolviert, das sind effektiv keine zweieinhalb Spiele. Doch hat er bereits sechs Tore erzielt.
Damit ist Schick, der in der Saison 21/22 mit 24 Treffern zweitbester Torschütze der Fußball-Bundesliga war, nochmal ein unglaubliches Upgrade für Bayer, das schon vor der Rückkehr seines Torjägers durch alle drei Wettbewerbe gerauscht war. Seit Mittwoch hat Leverkusen den deutschen Rekord für 25 Pflichtspiele ohne Niederlage vom Saisonstart weg. «Wir hatten die Hoffnung, eine gute Hinrunde zu spielen», sagte Alonso: «Aber selbst die größten Optimisten hätten das nicht erwartet.»
Der erste Titel seit 1993 soll in dieser Saison her. Alles andere wäre inzwischen für viele eine kleine Enttäuschung. Im Pokal mit nur noch drei Erstligisten im Viertelfinale scheint die Chance am größten. Aber auch in der Liga hat Bayer alle Chancen, Serienmeister FC Bayern nach elf Jahren vom Thron zu stoßen.
«Zeit für ein bisschen Pause»
Entscheidend ist für viele die Zeit des Afrika-Cups im Januar, wenn bis zu fünf Bayer-Spieler für bis zu sechs Pflichtspiele fehlen werden. «Aber es können ja nicht alle das Finale erreichen», sagte Alonso lachend. Gegen Bochum, das im Mai als letztes Team Bayer besiegte, setzte er alle fünf Afrikaner auf die Bank und gestand hinterher offen, dass dies ein bewusster Test war. «Natürlich war es ein Test», sagte Alonso: «Aber es war kein Risiko. Ich gehe kein Risiko ein in einem Bundesliga-Spiel.»
Schick für den zuvor starken Victor Boniface zu bringen, war offenbar wirklich keines. Andererseits klappte in diesen 25 Spielen seit Sommer aber auch nahezu alles, was Alonso ausprobierte. Er wolle im Winter nun etwas ausspannen, versicherte der Spanier. «Es ist Zeit für ein bisschen Pause», sagte er: «Die Spieler, auch der Staff, wir brauchen Zeit zum Entspannen. Zeit für Familie und Freunde. Wir hatten zuletzt nicht viel Gelegenheit, Freunde zu sehen.»
Und wenn er sich Fußball ansehe, «dann als Fan, nicht als Trainer». Danach geht der Angriff auf die bis zu drei Titel erst richtig los. «Wir wollen weitermachen und nicht aufhören», sagte Alonso. Schick geht da mit gutem Beispiel voran.