Der FC Schalke 04 ist auch emotional wieder zurück in der Fußball-Bundesliga. Am Tag nach dem kollektiven Urschrei nach dem glücklichen 2:2 (1:0) in der Nachspielzeit gegen Borussia Mönchengladbach war Sportvorstand Peter Knäbel noch freudetrunken.
«Das war ein Sieg der Fans. Das war ein Sieg des Stadions, des Standorts», jubelte Knäbel beim TV-Sender Bild und fügte hinzu: «Es fühlt sich schon wie ein Sieg an.»
Eindrucksvoll hatte sich wenige Stunden zuvor nach Marius Bülters verwandeltem Handelfmeter nach Videobeweis die ganze Wucht entladen, die die Arena auf Schalke entfachen kann wie wenige andere Stadien. Selbst Gladbachs Coach Daniel Farke beeindruckte dies schwer. «Dann kocht natürlich der ganze Tempel hier», sagte Farke. «Das war der beste Beweis, warum Schalke in die Bundesliga gehört. Welche Wucht, welch eine Atmosphäre hier möglich ist, ist außergewöhnlich.»
Schalke steht als Einheit zusammen
Dass die nach dem Aufstieg wieder euphorisierten Anhänger ihr Team im ersten Saison-Heimspiel zum Punkt gegen spielerisch deutlich überlegene Gladbacher getragen hatten, stand außer Frage. «Sie sind bei uns schon maximal wichtig», gestand Knäbel. Trainer Frank Kramer hatte schon vor dem Spiel auf die Bedeutung des Anhangs für das schwierige Unterfangen Klassenverbleib verwiesen.
Spätestens seit Samstagabend steht fest, dass Schalke wieder als Einheit zusammensteht. Schon vor dem Ausgleich hatte sich das gezeigt. «Die Reaktion des Fans nach dem Rückstand war großartig», sagte Knäbel, der rund um den Abstieg im Frühjahr 2021 auch andere Zeiten erlebt hatte. Am Ende einer katastrophalen und chaotischen Abstiegssaison, coronabedingt weitestgehend ohne Fans im Stadion, war eine Entfremdung zu beobachten gewesen, die gar in Wut und Gewalt umschlug. Einige Spieler flüchteten aus Gelsenkirchen, nachdem es verstörende Jagdszenen nach dem besiegelten Abstieg gegeben hatte.
Schalke-Anhänger waren nach der Rückkehr der Mannschaft nach der entscheidenden 0:1-Niederlage in Bielefeld im April 2021 aggressiv hinter den Spielern hergerannt. 16 Monate später stehen sie wieder geschlossen hinter ihrem Team und sollen zum Faustpfand im Kampf gegen den Abstieg werden. Ob das reicht, muss sich zeigen.
Schon beim unglücklichen 1:3 am ersten Spieltag beim 1. FC Köln war der Revierclub mit seiner Leidenschaft an Grenzen gestoßen. «Bei aller Freude über den Punkt: Es ist halt auch nur ein Punkt», gab Knäbel nun zu Bedenken. «Wir haben gesehen, wie viel wir investieren müssen, um in dieser Liga mithalten zu können.»
Zudem deutet sich an, dass Schalke auch ein nun seit Jahren schon bestehendes Problem nicht in den Griff bekommt: Den fehlenden Rückhalt im Tor. Die ansonsten souverän haltende Hertha-Leigabe Alexander Schwolow patzte nach dem Auftakt in Köln nun auch vor Gladbachs 2:1 durch Marcus Thuram (78.) wieder entscheidend. «Natürlich sieht das nicht glücklich aus», sagte Sportdirektor Rouven Schröder. «Wir sind aber von Alex zu 100 Prozent überzeugt.»
Passiert noch etwas auf dem Transfermarkt?
Insbesondere auf Schröder wartet nun noch viel Arbeit. Das Transferfenster ist noch bis zum 1. September geöffnet und der Sportchef kündigte bereits an: «Es wird noch einiges passieren.» Ob das aus sportlicher Sicht gut ist, ist aber fraglich. Deutlich sprach Knäbel an, dass man aus Kostengründen noch Spieler abgeben müsse. «Ob wir dann auch noch was zulegen, wird sich zeigen.»
Neben dem in Ungnade gefallenen Großverdiener Amine Harit könnten auch aktuelle Stammspieler gehen. Unter anderem Innenverteidiger Malick Thiaw gilt als Verkaufskandidat. Besser würde der ohnehin nicht überragend aufgestellte Kader dadurch nicht.