Marcel Gaus war fast schon Fußballrentner – nach dem Coup des 1. FC Saarbrücken gegen den FC Bayern ist der 34 Jahre alte Flügelstürmer plötzlich Pokalheld.
«Letztes Jahr um die Zeit, da war ich ein halbes Jahr zu Hause, hatte keinen Verein», sagte Gaus nach seinem späten Siegtreffer zum 2:1 (1:1) des Drittligisten gegen den Rekord-DFB-Pokalsieger aus München fassungslos. «Heute stehe ich hier und habe mit den Jungs zusammen erreicht, was ganz, ganz wenige Mannschaften erreichen.»
Späte Entscheidung
Gaus schoss die Saarländer mit seinem Tor in der 6. Minute der Nachspielzeit in die dritte Runde. Der einstige Profi von Fortuna Düsseldorf und des 1. FC Kaiserslautern war nach Ablauf seines Vertrages beim FC Ingolstadt 2022 arbeitslos und wurde Anfang dieses Jahres von Saarbrücken geholt.
«Ich glaube, das war für alle Beteiligten ein Spiel für die Geschichtsbücher», sagte Gaus, der sehr wohl registriert hatte, dass der Verein und die Fans vor der Partie an das legendäre 6:1 des FCS gegen die Bayern 1976/77 in der Bundesliga erinnert hatten: «Das sind natürlich Spiele, da erzählen die Leute Jahrzehnte später von. Ich glaube, das ist heute auch ein Spiel gewesen, wo der Verein erst mal eine mediale Reichweite bekommt, die nicht alltäglich ist, weil das morgen überall stehen wird.»
Mit 34 Pokalheld
Dass ausgerechnet Gaus die Bayern düpierte, sagte auch viel aus über die Schwächen des deutschen Meisters an diesem Abend vor 16.000 im Tollhaus Ludwigsparkstadion. «Ich habe ja schon ein gewisses Alter, da muss man schauen, welche Sprints man zieht», erklärte der Routinier die entscheidende Kontersituation. «In dem Fall habe ich gesehen, da könnte was entstehen, weil wir halt ein paar mehr vorn waren als die Bayern.» Was danach kam, sei nur noch das gewesen: «Gefühlschaos pur, Explosion direkt vor unserer Kurve. Die Jungs sind alle auf den Platz gerannt, ich habe kaum mehr Luft bekommen.»