Die Profis des VfB Stuttgart genossen ihre Rolle als Partycrasher vor schwer enttäuschten BVB-Fans. Die Schwaben feierten im Topspiel der Fußball-Bundesliga ein 1:0 (0:0) beim Champions-League-Rivalen Borussia Dortmund, der jetzt um die Qualifikation für die Königsklasse bangen muss.
Eine Woche nach dem Dortmunder Statement-Sieg beim FC Bayern sorgte Serhou Guirassy (64. Minute) mit seinem Tor vor 81.365 Zuschauern für große Ernüchterung rund um die Mannschaft von Trainer Edin Terzic, die auf Platz fünf abrutschte. Das macht wenig Mut für das Viertelfinal-Hinspiel in der Champions League bei Atlético Madrid.
«Wir hatten viele Chancen, für mich waren wir heute die bessere Mannschaft, wir haben es verpasst, die Tore zu machen», sagte Nico Schlotterbeck beim Sender Sky. «Am Mittwoch erwartet uns ein schönes Spiel in Madrid.»
«Wir wollen da bleiben»
Dagegen gelang den Stuttgartern ein weiterer großer Schritt Richtung Königsklasse. Dank des fünften Bundesliga-Auswärtssieges in Serie (Vereinsrekord) beträgt der Vorsprung des Tabellendritten auf den Fünften bereits sieben Zähler. Nach Punkten zogen die Schwaben mit dem FC Bayern gleich. «Es ist ein ordentlicher Abstand, aber wir wissen, es sind noch sechs Spiele», sagte Angelo Stiller. «Wir wollen da bleiben.»
Vor dem Anpfiff herrschte prächtige Stimmung. Mit einer imposanten Stadion-Choreografie, einem Auftritt der Dortmunder Philharmoniker und zahlreichen weiteren Aktionen feierten die Fans das 50-jährige Jubiläum des Dortmunder Stadions. Vergleichbar Spektakuläres gab es auf dem Rasen wenig später zunächst nicht zu sehen. Beide Teams begegneten sich mit viel Respekt und scheuten das Risiko. Nur bei einem Fernschuss von BVB-Kapitän Emre Can, den VfB-Keeper Alexander Nübel parierte, war Torgefahr erkennbar (14.).
Im Vergleich zu den beiden dürftigen bisherigen Auftritten in dieser Saison gegen den VfB war der BVB jedoch diesmal deutlich aktiver. Gleichwohl mangelte es lange an zündenden Ideen, um die stabile Stuttgarter Abwehr ins Wanken zu bringen. Fast wäre die abwartende Taktik der Gäste bereits früh belohnt worden: Nach Flanke von Chris Führig war Torjäger Guirassy per Kopf dem 1:0 nahe, traf den Ball aber nicht richtig (25.).
Schlotterbeck vergibt Chance auf den Ausgleich
Die bis dahin größte Chance bot sich aber den Dortmundern, als Mats Hummels den schnellen Karim Adeyemi bediente (31.). Doch der zuletzt stark formverbesserte Angreifer scheiterte freistehend an Nübel.
Ein rassiges Spitzenspiel mit vielen Torraumszenen bekamen die Zuschauer bis zur Halbzeit jedoch nicht zu sehen. Das Duell der Tabellennachbarn lebte bis dahin von Taktik und Kampf, weniger von spielerischer Finesse.
Auch nach Wiederanpfiff überwog die Zurückhaltung. Zwar erhöhte der BVB den Druck auf das gegnerische Tor, fand bei allem Engagement aber keine Lücke. Mehr und mehr schienen beide Teams auf den spielentscheidenden Fehler des anderen zu warten.
Zumindest für den VfB machte sich diese Vorgehensweise bezahlt. Einen Fehlpass von Can nutzte das Team von Trainer Sebastian Hoeneß zu einem mustergültigen Konter und spielte die bis dahin stabile BVB-Abwehr gekonnt aus. Wieder einmal war Verlass auf Torjäger Guirassy, den nach flacher Hereingabe von Jamie Leweling eiskalt vollstreckte. Mit seinem 24. Saisontor egalisierte Guirassy den bisherigen VfB-Rekord von Mario Gomez aus der Saison 2008/2009.
Dieser Rückstand zeigte bei den Dortmundern Wirkung. Mit wütenden Angriffen versuchten sie, das Spiel noch zu drehen. Das hätte auch gelingen können, wenn nicht Schlotterbeck den Ball aus drei Metern über das Tor geschossen hätte (80.).