Nach dem Statement im Kampf um die Champions League hätte Marco Rose eigentlich ganz entspannt bleiben können. Doch beim 2:1 von RB Leipzig gegen Werder Bremen war da ja noch die Sache mit der Führung der Sachsen, die nach Intervention des Videoschiedsrichters nicht gegeben worden war.
Ein zarter Schubser hatte den Bremer Leonardo Bittencourt zu Boden gehen lassen, Schiedsrichter Florian Badstübner revidierte nach der Wiederholung am Bildschirm seine Entscheidung von Tor auf kein Tor.
«Für mich ist das das nächste Kapitel. Meine Meinung zum VAR kennt man. Lasst die Jungs auf dem Platz entscheiden. Schaut zur Not noch nach Abseits, das ist fair», sagte RB-Trainer Rose. «Sich nach so einem Schubser aus Köln zu melden und ein Foul erkennen zu wollen, das ist für mich nicht nachvollziehbar.» Bei DAZN schlug Rose zugleich eine alternative Verwendung für den in Köln ansässigen Videokeller vor: «Macht bezahlbaren Wohnraum draus oder Lagerboxen für Möbel, aber hört auf mit dem Unsinn.»
Selbst der nach Badstübners Meinung gefoulte Bittencourt räumte im Nachhinein indirekt ein, das wohl nicht in jedem Spiel so entschieden worden wäre. «Es ist die Linie, die der Schiri gefahren ist. Es sieht nicht sehr deutlich aus, aber wenn du die Linie anfängst, musst du Foul geben», sagte der 29-Jährige. Es passte ins Bild, dass Bittencourt wenige Minuten später Bremen in Führung brachte, ehe Willi Orban und Dominik Szoboszlai das Spiel mit zwei späten Toren drehten.
«Zu viele falsche Entscheidungen»
Rose plädierte dafür, dem Schiedsrichter auf dem Platz wieder mehr Verantwortung zu geben. Und die Videoassistenten in seinen Kompetenzen zu beschneiden. «Es gibt einfach zu viele falsche Entscheidungen, die nicht auf dem Platz getroffen werden, sondern im Keller ihren Ursprung haben», sagte der 46-Jährige. Für ihn sei es ein Witz, dass man sich nach der Aktion beim Schiedsrichter melde.
In der erst kürzlich wieder diskutierten Challenge, die einem Trainer pro Spiel eine gewisse Anzahl an Interventionen gewähren würde, sieht Rose keine Alternative. «Dann bekomme ich nicht die Entscheidung, die ich wollte. Da geht die Diskussion weiter», sagte der Coach. Der Idee, den Videoschiedsrichtern erfahrene Ex-Profis an die Seite zu stellen, die gewisse Spielsituation besser nachvollziehen können, sieht der Trainer kritisch. Denn ein früherer Stürmer werde anders entscheiden als ein Verteidiger.
Immerhin stimmt es bei Leipzig nun sportlich, das Saisonziel Champions-League-Qualifikation ist greifbar nah. Vier Punkte Vorsprung vor Platz fünf bei noch zwei ausstehenden Spielen – das sollte bei den Gegnern Bayern München und Schalke 04 machbar sein. Möglichst schon in München. Als Bonus sieht man das Spiel beim Rekordmeister jedenfalls nicht. «Wer so denkt, soll gar nicht nach München mitkommen. Wir fahren dahin, um dort drei Punkte zu holen», sagte Szoboszlai.