Manuel Riemann hat seinem Ex-Coach Thomas Reis bei dessen brisanter Rückkehr mit dem FC Schalke 04 zum VfL Bochum den Sieg gewissermaßen geschenkt.
Ein Slapstick-Eigentor des VfL-Torhüters (45. Minute) leitete das 2:0 (1:0) des Aufsteigers beim neuen Tabellenletzten der Fußball-Bundesliga ein. Marius Bülter (78.) machte den zweiten Sieg in Serie der in der Rückserie noch unbesiegten Schalker perfekt. Mit nun 19 Zählern zogen die Königsblauen an den punktgleichen Bochumern vorbei und haben nun endgültig wieder realistische Chancen auf den Klassenverbleib. Der VfL hingegen kassierte die vierte Bundesliga-Niederlage in Serie.
Im Mittelpunkt stand vor allem der langjährige Bochumer Reis, der aktuell auf einem guten Weg ist, Schalke doch noch in der Liga zu halten. Der ehemalige Bochumer Profi, Jugendtrainer und Coach Reis soll den VfL-Verantwortlichen bereist im vergangenen Sommer nach dem Aufstieg Schalkes seinen Wechselwunsch nach Gelsenkirchen mitgeteilt haben. Die Bochumer lehnten dies da noch ab und beurlaubten Reis schließlich nach einem katastrophalen Fehlstart mit sechs Niederlagen aus den ersten sechs Spielen und reichlich Misstönen. Reis selbst hatte einen Kontakt zu Schalke stets geleugnet, war aber nur wenige Wochen nach seinem Aus in Bochum als Nachfolger von Frank Kramer doch zu Schalke gewechselt. Die Bochumer Fans hatten ihm dies verübelt.
Entsprechend frostig war der Empfang am Samstag bei Reis‘ Rückkehr ins Ruhrstadion. «Wenn du kein ehrenloser Bastard bist, wer dann?», stand auf einem Plakat in der VfL-Fankurve vor dem Spiel. Dazu gab es «Wir sind Bochumer und du nicht»-Gesänge.
Reis ertrug dies stoisch. Demonstrativ stand er mit einem hellen Kapuzenpulli mit großem Schalke-Emblem auf dem Rücken am Seitenrand. «Komischerweise habe ich doch gut geschlafen. Es ist einfach so im Sport, gerade als Trainer. Da gilt es einfach kühlen Kopf zu bewahren», hatte Reis vor dem brisanten Duell bei Sky gesagt. Im Spiel sah er aber zunächst eine zögerliche und gehemmte eigene Mannschaft. Bochum war bissiger und hatte in er der ersten Halbzeit mehr und vor allem bessere Torchancen.
Die besten vergaben Philipp Hofmann aus kürzester Distanz (7.) und Christopher Antwi-Adjei (21.) etwas zu ungeschickt nach einem Stellungsfehler des ansonsten starken Schalker Verteidigers Moritz Jenz. Schalke hatte im ersten Durchgang keine einzige Chance, ging aber vor der Pause trotzdem unerwartet in Führung, weil Bochums Torhüter Riemann den Gästen ein Tor schenkte. Nach einer Flanke von Rodrigo Zalazar prallte der Ball von Bülter an Riemann vorbei. Doch statt den Ball vor der Linie noch zu fangen, drückte der 34-Jährige das Leder höchst unglücklich über die Linie.
Nach dem Wechsel war Schalke druckvoller. Dies zeigte indes auch beim Bochumer Anhang Wirkung. Enttäuscht reagierten die VfL-Fans auf die harmlose zweite Halbzeit ihres Teams und skandierten: «Wir wollen euch kämpfen sehen». Dabei war zumindest dies dem Team von Trainer Thomas Letsch nicht vorzuwerfen. Spielerisch jedoch war es vom VfL viel zu wenig. Angesichts der enttäuschenden zweiten Halbzeit war die Entscheidung durch Bülter nach einer Zalazar-Ecke verdient.