Thomas Tuchel packte sich mit breitem Lächeln jeden greifbaren Bayern-Profi zur Umarmung. Auch den Spielern des Fußball-Rekordmeisters war die Erleichterung anzusehen: Trotz einer erneut wenig überzeugenden Leistung haben die Münchner die Hürde beim Lieblingsgegner Werder Bremen genommen und den Druck auf Borussia Dortmund erhöht.
Nach dem hart umkämpften 2:1 (0:0) im ausverkauften Weserstadion liegen die Bayern vier Punkte vor den Dortmundern, die am Sonntagabend (17.30 Uhr/DAZN) den VfL Wolfsburg empfangen.
Gnabry: «Wir haben unseren Job erledigt»
«Enorm wichtig. Wir wussten, wenn wir gewinnen, wird es ein schöneres Wochenende. Die Freude in der Kabine war riesig. Wir haben gejubelt», sagte Torschütze Serge Gnabry bei Sky. «Wir haben unseren Job erledigt und uns ein bisschen Polster verpasst.»
Die Bayern blieben auch im 27. Spiel in Serie gegen die Bremer ungeschlagen und stellten damit eine Bestmarke auf. Der letzte Werder-Heimsieg gegen die Münchner datiert aus dem Oktober 2006. Für den nächsten Erfolg an der Weser mussten die Bayern aber Schwerstarbeit verrichten.
Nationalspieler Gnabry brachte die Gäste vor 42 100 Zuschauern im ausverkauften Weserstadion in der 62. Minute in Führung, der eingewechselte Leroy Sané (72.) erhöhte. Der kurz zuvor eingewechselte Niklas Schmidt (87.) ließ die Werder-Fans in den Schlussminuten nochmal hoffen – am Ende vergebens.
Die Titelverteidigung ist für das Starensemble von der Isar damit ein weiteres Stück näher gerückt. Noch drei Siege, dann haben die Bayern und Julian-Nagelsmann-Nachfolger Tuchel die Meisterschale in jedem Fall sicher. Glanz versprühen die Bayern dabei aber weiterhin nicht.
Am Osterdeich waren die Gäste zwar von Beginn an drückend überlegen und erspielten sich bereits in den ersten 25 Minuten sechs Ecken. Allerdings konnte der Serienmeister aus seinem Übergewicht kein Kapital schlagen. Viel zu schleppend und behäbig agierten die Münchner im Spiel nach vorn, sodass die Bremer wenig Mühe hatten, dicht gestaffelt zu verteidigen. Vor allem Gnabry und Star-Neuzugang Sadio Mané enttäuschten erneut. Bayern-Coach Tuchel verzweifelte ein ums andere Mal an der Seitenlinie.
Tuchel: «Hauchdünne» Entscheidung gegen Thomas Müller
Tuchel hatte vor der Partie von einer «hauchdünnen» Entscheidung gegen Thomas Müller in der Startelf gesprochen. «Das wird es immer geben bei Bayern München», sagte Tuchel kurz vor dem Anpfiff bei Sky. «Ich habe Entscheidungen zu treffen, ich bin ein großer Fan von Thomas.» Er wisse «schon, was ich an ihm habe», ergänzte Tuchel. «Es ist alles gut.»
Müller und Nationalspieler Sané verfolgten das uninspirierte Anrennen des Tabellenführers so zunächst von der Bank aus. Bis auf eine große Kopfballchance von Benjamin Pavard, die Werder-Torwart Jiri Pavlenka in der 21. Minute stark parierte, brachten die Bayern nicht viel zustande.
Mit zunehmender Spielzeit wurden die Bremer mutiger. Zehn Minuten vor der Pause tauchte Christian Groß plötzlich nach einem feinen Solo im Münchner Strafraum auf, schoss aber über das Bayern-Tor. Immer wieder setzten der schnelle Romano Schmid, der etwas überraschend den Vorzug vor Maximilian Philipp erhalten hatte, und Marvin Ducksch Nadelstiche – die Laune von Tuchel an der Seitenlinie wurde nicht besser.
Das änderte sich nach dem Seitenwechsel. Zwar taten sich die Bayern zunächst weiter schwer und waren im Spielaufbau weiter zu langsam. Doch dann stand Gnabry plötzlich völlig frei im Bremer Strafraum und brach den Bann.
Werder fehlten trotz allem Einsatz nun die Mittel für eine Wende. Tuchel brachte in der 64. Minute Müller und Sané. Letzterer sorgte nach feinem Zuspiel von Noussair Mazraoui zunächst für Ruhe, ehe Schmidt mit einem starken Distanzschuss noch einmal Spannung aufbaute.