Die Abstellung des Marokkaners Noussair Mazraoui zum Afrika-Cup missfällt dem FC Bayern München. Es sei eine «paradoxe Situation», sagte Trainer Thomas Tuchel. Man bezahle einen Spieler und noch während er im Aufbautraining sei, werde dieser vom Verband angefordert. Rechtsverteidiger Mazraoui trainierte nach einem Muskelbündelriss zuletzt individuell.
Die Entscheidung des marokkanischen Verbandes kann Tuchel nachvollziehen. «Ich verstehe jeden Nationaltrainer, der auf seine Interessen schaut, und jeden Verband, der die bestmögliche Mannschaft aufstellt», sagte Tuchel vor dem eigenen Heimspiel gegen die TSG 1899 Hoffenheim. Daher wolle er keinen Vorwurf äußern. Dennoch geschehe diese Abstellung «zu unserem Leidwesen».
Zeitpunkt der Abreise war Kompromiss
Der Zeitpunkt der Abreise des 26-Jährigen sei ein Kompromiss gewesen, eigentlich habe man ihn erst später zum Nationalteam entsenden wollen. Dieses wollte ihn dagegen noch früher berufen. Beim Kontakt zwischen den Verbands- und Vereinsärzten habe der FC Bayern «dringende» Empfehlungen ausgesprochen, führte Tuchel aus.
Nach Ansicht der Münchner wäre ein Kurzeinsatz im dritten Gruppenspiel sinnvoll. «Das sind Empfehlungen auf einem Blatt Papier oder in einer Mail. Die Wahrheit ist, wie das Turnier läuft», sagte Tuchel. «Wenn sie Bedarf haben nach Qualität auf der rechten Außenverteidigerposition im dritten Spiel, wäre ich nicht komplett verwundert, wenn sie sich nicht an diese E-Mail erinnern.» Außer Mazraoui fehlt auch der Südkoreaner Minjae Kim wegen seiner Berufung zum Asien-Cup.
Die Münchner hoffen, dass Mazraoui gesund vom Turnier zurückkehrt. Denn gerade auf der Rechtsverteidigerposition sind die Bayern nach den Abgängen von Benjamin Pavard und Josip Stanisic nicht üppig besetzt. Wiederholt kam dort Mittelfeldakteur Konrad Laimer zum Einsatz. Die Münchner schauen sich aktuell auf dem Transfermarkt um und hoffen, sich auf dieser Position besser aufzustellen.