Xabi Alonso hat einfach schon zu viel erlebt, um in Hektik zu verfallen. Mit ruhigen, aber durchdringenden Worten machte der Trainer von Bayer Leverkusen seiner Mannschaft Mut und blickte optimistisch in die nahe Zukunft.
«Was wir machen, geht in die richtige Richtung. Wir werden bessere Sachen zeigen. Ich habe das Gefühl, dass in der Kabine alle zusammenhalten und bereit sind zu kämpfen», sagte der Spanier nach dem 0:2 bei RB Leipzig. «Ich glaube, dass wir die Qualität haben, bessere Ergebnisse zu zeigen. Wir werden nicht depressiv.»
Zurück bleibt ein zwiespältiges Gefühl. Zum einen hat Bayer unter Alonso von sechs Spielen nur eins gewonnen. Und hatte in Leipzig nicht eine gefährliche Szene zu bieten, war im letzten Drittel erschreckend ideenlos. Zum anderen hat der 40-Jährige seiner Mannschaft zu einer defensiven Stabilität verholfen. Die beiden Tore von Leipzig durch Christopher Nkunku (32. Minute) und Timo Werner (83.) resultierten aus zwei von drei klaren Chancen der Sachsen.
Es war eigentlich ein Spiel, dass auch 0:0 hätte ausgehen können. Beiden Mannschaften waren die Strapazen der vergangenen Wochen anzumerken. Leverkusen spielte erst am Mittwoch in Madrid bei Atlético, Leipzig war durch das 3:2 gegen Real tags zuvor nun eher ermattet als berauscht. Und dann fiel das erste Tor durch einen Standard, der zumindest bei Bayer für Diskussionen sorgte.
RB-Führung durch Nkunku
Denn Piero Hincapié traf bei seinem Zweikampf mit Dominik Szoboszlai durchaus deutlich zuerst den Ball. «Es war eine sehr, sehr wichtige Entscheidung vom Schiedsrichter – und die war meiner Meinung nach nicht richtig», sagte Leverkusens Mittelfeldspieler Robert Andrich bei Sky. Leipzig war’s egal. Szoboszlai flankte den folgenden Freistoß in die Mitte, Nkunku köpfte sein neuntes Saisontor. Andrich betonte zu Recht, dass dieses Tor Leipzig «komplett in die Karten» gespielt habe.
Nun lauerte der Pokalsieger vor 45.598 Fans nur noch auf den entscheidenden Konter. Der erfolgte durch einen langen Pass in den Lauf von Werner, der eiskalt nach einem Sprint über 30 Meter für die Entscheidung sorgte. «Sie brauchten nur einen Fehler von uns, um das zweite Tor zu machen», sagte Alonso. Recht hatte er.
Und dennoch ist die Leverkusener Harmlosigkeit nicht nur mit Müdigkeit zu erklären. Alonso könnte man ankreiden, den Ex-Leipziger Patrik Schick erst nach 65 Minuten gebracht zu haben. Der Tscheche sorgte für deutlich mehr Aufregung als sein Landsmann Adam Hlozek auf derselben Position zuvor. Auch Moussa Diaby und Amine Adli waren auf den Außenpositionen überhaupt nicht im Spiel.
Leipzig mit Dreierkette
Das hatte auch etwas mit der Leipziger Taktik zu tun. Trainer Marco Rose setzte erstmals in seiner Amtszeit auf die von ihm nicht wirklich innig geliebte Dreierkette. «Ich hatte so ein Gefühl», sagte der 46-Jährige. «Da kommt die schnellste Mannschaft der Bundesliga, sie werden immer wieder tiefe Läufe in die Schnittstellen haben.» Hatten sie, doch die wurden so hervorragend neutralisiert, dass der Leipziger Torwart Örjan Nyland bei seinem Debüt im RB-Trikot nur einen ungefährlichen Schuss zu halten bekam. Der Norweger spielte für den unter Wadenproblemen leidenden Janis Blaswich.
Am Ende gab sich Rose mit dem Ergebnis für seine taktische Umstellung selbst recht. Und Alonso noch ein paar warme Worte mit auf den Weg. «Ich wünsche dir, dass du positive Ergebnisse bekommst, um gut an dem weiterzuarbeiten, was ihr angefangen habt», sagte der Leipziger. Der zwei Meter weiter sitzende Spanier bedankte sich artig mit einem Kopfnicken und einem Lächeln. Ihm wären die Punkte lieber gewesen.