Der FC Bayern München hat mit dem Österreicher Christoph Freund die Nachfolge von Sportvorstand Hasan Salihamidzic geregelt.
Der 46-Jährige von Red Bull Salzburg soll als Sportdirektor künftig die Transfergeschäfte des deutschen Fußball-Rekordmeisters gestalten, wie «Bild», «tz» und der TV-Sender Sky am Dienstag berichteten. Der FC Bayern äußerte sich zunächst nicht zu der Personalie. Nach Ende der Transferphase Anfang September soll Freund, der sich in seinen mehr als anderthalb Jahrzehnten bei Red Bull einen glänzenden Ruf erarbeitete, demnach das neue Amt übernehmen.
Dreesen folgt auf Kahn, Freund auf Salihamidzic
Der Österreicher arbeitet seit 2015 als Sportdirektor für die Salzburger, zuvor war er dort unter anderem als Teammanager tätig. Vor einem Jahr war er vom englischen Spitzenclub FC Chelsea umworben worden. Damals allerdings entschied sich der Manager für den Verbleib in der Mozartstadt. Beim österreichischen Meister hat er noch einen Vertrag bis 2026.
Die Münchner hatten sich am turbulenten Meister-Wochenende Ende Mai von Vorstandschef Oliver Kahn und Sportvorstand Salihamidzic getrennt. Der langjährige Finanzchef Jan-Christian Dreesen folgte auf Kahn, überraschend schnell wurde jetzt die Salihamidzic-Nachfolge geklärt. Die von der Vereinsführung anvisierte Weihnachts-Deadline ist weit unterschritten. Im Vorfeld war wiederholt über Markus Krösche von Eintracht Frankfurt oder Max Eberl von RB Leipzig spekuliert worden. Der Name von Freund war in diesem Zusammenhang nicht gefallen. Wie Salihamidzic bei seiner Verpflichtung im Sommer 2017 ist Freund zunächst nicht Mitglied des Vorstands.
Freund schaffte es mit seinem Team in Salzburg immer wieder, hoffnungsvolle Talente zu großen Aufsteigern zu entwickeln und mit beträchtlichem Transfergewinn zu verkaufen. Das wohl prominenteste Beispiel ist Erling Haaland, der von Salzburg über Borussia Dortmund bis zu Champions-League-Sieger Manchester City eine glanzvolle Karriere hinlegte. Auch der spätere Liverpool- und heutige Bayern-Profi Sadio Mané oder BVB-Nationalspieler Karim Adeyemi kommen aus der RB-Talentschmiede.
Hoeneß hofft auf Impulse für die eigene Jugend
«Wir sorgen auch international für Aufsehen und die jungen Spieler können sich bei uns einen Namen machen. Man darf nicht vergessen, dass auch viele Spieler bei der WM dabei sind, die früher einmal bei uns waren und jetzt bei den besten Clubs der Welt in großen Ligen tragende Rollen spielen», hatte Freund im Herbst im «Kicker» gesagt.
Die Verpflichtung von Freund könnte auch den Spielern vom FC Bayern Campus den Weg in den Profibereich erleichtern. Ehrenpräsident Uli Hoeneß hofft schon lange, dass von dort neue junge Stars wie einst Philipp Lahm, Bastian Schweinsteiger oder Thomas Müller kommen. Nachwuchsleiter Jochen Sauer und Freund kennen sich aus der gemeinsamen Zeit in Salzburg. Zuletzt hatten die Münchner den Vertrag mit Sauer verlängert.
Der neue Vorstandschef Dreesen hatte sich nach 50 Tagen im Amt am Montag in der Sportdirektoren-Frage noch zurückgehalten. Die Münchner hatten bewusst auf einen Schnellschuss in der Manager-Personalie verzichtet, weil sie in der aktuellen Transferphase einen anderen Weg gehen. Harry Kane etwa soll noch ohne den Sportdirektor Freund von den Tottenham Hotspur zu den Bayern geholt werden.
Transfers mit «Leidenschaft, Herzblut und Sachverstand»
Aus der «Not», so Hoeneß, wurde die hochkarätig besetzte Transfer-Taskforce geboren, mit der die Münchner neben Kane auch bei Min-jae Kim (SSC Neapel) und Kyle Walker (Manchester City) Erfolg haben wollen. Sieben Personen umfasst die große Runde. Die Kernarbeit liegt «auf fast täglicher Basis», so Trainer Thomas Tuchel, bei ihm, Dreesen und dem Technischen Direktor Marco Neppe. Dazu nutze man «Leidenschaft, Herzblut und Sachverstand» des größeren Kreises. Dem gehören neben Hoeneß und dem früheren Chef Karl-Heinz Rummenigge noch Präsident Herbert Hainer und der neue Finanzvorstand Michael Diederich an.
Der Deal mit Freund soll nach Sky-Informationen eine Top-Secret-Mission von Rummenigge, Hoeneß und Dreesen gewesen sein. Demnach waren nicht einmal alle Mitglieder des Aufsichtsrats von Beginn an in die Personalentscheidung eingeweiht. Nach außen sickerte bis Dienstag nichts.
«Ich habe mich selten so wohlgefühlt beim FC Bayern. Diese Atmosphäre ist sehr konstruktiv», sagte Ehrenpräsident Hoeneß beim Trainingslager an seinem geliebten Tegernsee. «Die Atmosphäre, die im ganzen Club da ist, tut dem Verein gut. Wenn sich das auf die Mannschaft überträgt, dann können wir mit großer Zuversicht in die Zukunft schauen.» Dabei soll nun auch Freund mithelfen.