Robin Gosens fühlte sich nach seinem traumhaften Startelfdebüt im Trikot des 1. FC Union Berlin wie im Märchen.
«Das hätte man sich schöner nicht ausmalen können. Zwei Tore zu schießen bei einem 4:1-Auswärtssieg in Unterzahl – mehr geht nicht», schwärmte der Nationalspieler über seinen Doppelpack im Duell mit Aufsteiger Darmstadt 98, mit dem er die Berliner zum zweiten Saisonsieg und damit vorerst an die Tabellenspitze in der Fußball-Bundesliga führte.
Unter den Augen von Bundestrainer Hansi Flick und Sportdirektor Rudi Völler traf der Nationalspieler am Samstag in der 4. und 34. Minute und empfahl sich damit nachdrücklich für die Anfang September anstehenden Länderspiele der DFB-Auswahl gegen Japan und Frankreich.
Auch Behrens trifft
Vor 17.810 Zuschauern erzielten Kevin Behrens (39.) und Danilho Doekhi (65.) die weiteren Treffer für die Berliner, die nach einer Gelb-Roten Karte für Brenden Aaronson (21.) weit über eine Stunde in Unterzahl spielen mussten. Marvin Mehlem (24.) gelang lediglich der zwischenzeitliche Ausgleich für die Lilien, die noch ohne Punkt dastehen.
«Ich habe nicht gewusst, dass der Bundestrainer auf der Tribüne gesessen hat», sagte Gosens nach dem Abpfiff und bekräftigte: «Aber selbst wenn, hätte das keinen Einfluss auf mein Spiel gehabt.»
Für seinen starken Auftritt erhielt Gosens, der kurz vor dem Bundesliga-Auftakt für kolportierte 15 Millionen Euro von Inter Mailand in die Hauptstadt gewechselt war, sogar ein Lob vom gegnerischen Trainer. «Der Bundestrainer hat gesehen, wen er holen muss», sagte Torsten Lieberknecht zur anstehenden Nominierung.
Gosens agierte auf der linken Seite enorm lauf- und zweikampfstark und glänzte zudem als Vollstrecker. Erst traf er mit einem platzierten Schuss aus 18 Metern, dann per Kopf. «Es macht unglaublich viel Spaß und fühlt sich an, als wäre ich schon eineinhalb Jahre hier. Das liegt zum einen daran, dass ich überragend aufgenommen und integriert wurde und andererseits das Spiel von Union sehr gut zu meinen Stärken passt», sagte Gosens zu seiner Leistung.
Zu mehr Kontinuität finden
In Berlin will der 29-Jährige wieder zu mehr Kontinuität finden, die ihm in der Vorsaison bei Inter gefehlt habe. «Ich hoffe, dass es für mich so weitergeht», sagte Gosens, mahnte aber umgehend Bodenhaftung an: «Wenn wir jetzt den Fehler machen zu denken, dass wir Gott-weiß-wer sind, dann hört es ganz schnell auf. Wir müssen uns auf unsere Stärken besinnen und weiter hart arbeiten. Wir können es nur schaffen, wenn wir genauso ackern wie heute, als Team und Familie.»
Dazu möchte er seinen Teil beitragen – am besten schon nächste Woche im Topspiel gegen Pokalsieger RB Leipzig: «Da wird man sehen, wie weit wir in unserer Entwicklung sind.» Union-Trainer Urs Fischer sprach zwar von einem «fantastischen Auftritt» und einem «gelungenen Saisonstart», wollte beides aber nicht überbewerten. «Wir müssen weiter um jeden Punkt hart kämpfen. Nach 20 Spielen wird man sehen, wohin die Reise geht», sagte er.
Zunächst geht der Blick der Berliner am kommenden Donnerstag aber erst einmal nach Monaco. Dort steigt die Gruppenauslosung in der Champions League, für die Gosens einen speziellen Wunsch hat. «Für mich würde sich ein Kreis schließen, wenn wir gegen Inter ran dürften. Das wäre nicht nur für mich, sondern auch die Jungs eine geile Erfahrung.»