Für den zurückgetretenen Werder-Trainer Markus Anfang wird es in der Impfpass-Affäre immer enger. Die Staatsanwaltschaft Bremen veröffentlichte am Montag neue Erkenntnisse, die den Verdacht der Fälschung seines Impfzertifikats erhärten.
Nach einem Bericht des «Kicker» wird nun auch der Kontrollausschuss des Deutschen Fußball-Bundes gegen den 47-Jährigen ermitteln. Anfang drohen demnach sportrechtliche Konsequenzen, die von einer Geldstrafe bis zu einem zeitweisen Funktionsverbot als Trainer reichen könnten.
Indizien für einen gefälschten Impfausweis
Die Staatsanwaltschaft bestätigte der Deutschen Presse-Agentur, dass Anfang an keinem der beiden in seinem Impfpass dokumentierten Termine von dem dort angegeben Impfzentrum erfasst wurde. Das habe eine Recherche bei der Kassenärztlichen Vereinigung ergeben, die dieses Impfzentrum in Köln betreibt.
Die Ermittlungen ergaben außerdem, dass die bei Anfangs erstem Termin angegebene Chargennummer des Impfstoff nie verimpft wurde. Die Chargennummer des zweiten Termins wurde nach Angaben des Oberstaatsanwalts Frank Passade zwar verimpft – jedoch nicht an dem in Anfangs Dokument angegebenen Tag. Die Staatsanwaltschaft geht deshalb davon aus, dass der Impfausweis des früheren Bundesliga-Profis gefälscht ist.
Anfang hat noch keine Aussage gemacht
Am 18. November war bekanntgeworden, dass gegen Anfang wegen der angeblichen Nutzung eines gefälschten Impfzertifikats ermittelt wird. Das Bremer Gesundheitsamt hatte ihn bei der Staatsanwaltschaft angezeigt, weil der Behörde mehrere Unregelmäßigkeiten in dem Zertifikat aufgefallen waren. So soll Anfang zum Beispiel am Tag seines vermeintlichen ersten Impftermins in Köln ein Auswärtsspiel mit seinem damaligen Club SV Darmstadt 98 in Würzburg gehabt haben.
Wegen der Ermittlungen traten er und sein Co-Trainer Florian Junge dann am Samstag vor dem Bremer Heimspiel gegen Schalke 04 (1:1) zurück. Gegen Junge besteht ebenfalls der Verdacht, dass er einen gefälschten Impfpass genutzt hat.
Nach Angaben der Staatsanwaltschaft hat sich Anfang mittlerweile einen Anwalt genommen, aber noch keine Aussage zu den gegen ihn erhobenen Vorwürfen gemacht. «Sein Anwalt wird erst einmal Akteneinsicht fordern», sagte Passade. Anfang hatte am 18. November in einer Pressemitteilung des SV Werder zunächst versichert, dass er geimpft sei und die Vorwürfe zurückgewiesen.
Für Werder ist «die Akte Markus Anfang geschlossen»
Die Bremer müssen nun zum zweiten Mal innerhalb weniger Monate einen neuen Trainer suchen. Im Gespräch sind unter anderen Ole Werner (zuletzt Holstein Kiel), Daniel Thioune (zuletzt Hamburger SV) und Daniel Farke (zuletzt Norwich City). Nach Informationen der «Bild»-Zeitung wurde dazu bereits mit einem weiteren, aktuell noch unbekannten Kandidaten gesprochen.
Mögliche Schadensersatzforderungen gegen Anfang werden die Bremer allerdings nicht erheben. Denkbar war ein solcher Ansatz allein deshalb, weil Werder im Sommer eine sechsstellige Ablösesumme für den 47-Jährigen an dessen vorherigen Verein SV Darmstadt 98 bezahlt hatte. «Wir haben uns mit ihm auf eine sofortige Auflösung des Vertrags geeinigt. Damit ist für uns die Akte Markus Anfang geschlossen», betonte Werder-Geschäftsführer Klaus Filbry.