Mit einer überraschenden Doppelspitze aus der DFL-Zentrale sollen die zerstrittenen Fußball-Bundesligisten wieder geeint und die schwerwiegenden Probleme gelöst werden.
Nach den Absagen mehrerer Liga-Manager setzt die Deutsche Fußball Liga (DFL) bei der Neu-Besetzung der Geschäftsführung auf die interne Lösung mit Marc Lenz und Steffen Merkel. Die beiden 37-Jährigen werden zum 1. Juli zu gemeinsamen Geschäftsführern bestellt. Dies habe der Aufsichtsrat der DFL GmbH unter Vorsitz von Hans-Joachim Watzke in einer Sitzung einstimmig beschlossen, teilte der Ligaverband mit.
Die beiden jungen Manager aus der zweiten Leitungsebene der DFL lösen Oliver Leki und Axel Hellmann ab, die nur noch bis zum Ende des Monats die Geschäfte führen. Beide «leisten seit Jahren herausragende Arbeit für die DFL», sagte Watzke laut DFL-Mitteilung über Lenz und Merkel. Sie «genießen innerhalb der Organisation und bei den Clubs höchste Anerkennung. Sie sind mit allen Themen und Zukunftsprojekten der DFL-Gruppe vertraut, waren bereits Bestandteil der Führungsebene und sind bestens vernetzt.»
Mit der neuen Geschäftsführung erhoffen sich Aufsichtsrat und Präsidium der DFL ruhigere Zeiten. Seit dem Ende der erfolgreichen Ära des langjährigen DFL-Chefs Christian Seifert ging es in der Führung reichlich turbulent zu. Nachfolgerin Donata Hopfen hatte im Januar vergangenen Jahres ihren Job mit einem Dreijahresvertrag ausgestattet begonnen, doch bereits Anfang Dezember gab die DFL nach internen Streitigkeiten die Trennung bekannt.
Seit dem Abschied von Hopfen führen Leki vom SC Freiburg und Hellmann von Eintracht Frankfurt die Geschäfte, doch Ende Juni endet diese Übergangsphase. Beide galten zwischenzeitlich als Kandidaten für eine dauerhafte Lösung im Büro in der Frankfurter Guiollettstraße – aber beide nutzten die Gelegenheit für neue Verträge bei ihren Vereinen.
Dreesen lange Favorit
Einige Wochen galt Jan-Christian Dreesen als Favorit für die DFL-Geschäftsführung. Doch auch der 55-Jährige entschied sich gegen den Ligaverband und entschloss sich stattdessen dazu, als Vorstandsvorsitzender des FC Bayern München die Nachfolge von Oliver Kahn anzutreten. Auch die in den Medien gehandelten Holger Blask vom DFB und Bernd Reichart, Leiter des Beratungsunternehmens für die Super-League-Bestrebungen, hatten kein Interesse.
So kam es schließlich zu der internen Lösung mit zwei relativ jungen Managern. Merkel und Lenz haben bisher mehr im Hintergrund gearbeitet, befassen sich mit strategischen Fragen und haben innerhalb der DFL-Belegschaft einen guten Ruf. Auf sie warten mehrere große Aufgaben. Zum einen müssen die 36 Profivereine wieder geeint werden, nachdem der geplante Investoren-Einstieg wegen mangelnder Zustimmung geplatzt war und Differenzen zwischen einigen Vereinen sehr deutlich wurden, vor allem zwischen den international spielenden Spitzenclubs und mehreren Zweitligisten. Zum anderen läuft aktuell die Vorbereitung der Ausschreibung des nächsten Medien-Vertrages. Das TV-Geld ist wichtigste Einnahmequelle der Liga.
Die Ausschreibung für den TV-Vertrag ist zumindest schon länger in Vorbereitung. Merkel, der seit dem Wechsel von Holger Blask zum Deutschen Fußball-Bund der DFL-Direktor für audiovisuelle Rechte ist, hat den Prozess angeschoben und durchgeplant. Derzeit läuft die Abstimmung mit dem Kartellamt, im Frühjahr kommenden Jahres ist der Ausschreibungsprozess geplant.
Schwierige Aufräumarbeiten
Schwieriger dürften die Aufräumarbeiten nach dem Streit um den abgelehnten Investoren-Einstieg sein. «Insbesondere hoffe ich, dass es der neuen Geschäftsführung mit Unterstützung des Präsidiums gelingen wird, ein stabiles Fundament für ein konstruktives, offenes Miteinander der 36 Clubs zu bilden», sagte Watzke.
Bei der jüngsten Mitgliederversammlung hatten die Pläne der DFL für den Einstieg eines Investors nicht die erforderliche Zwei-Drittel-Mehrheit unter der 36 Proficlubs erhalten. Die DFL hatte sich von dem Deal frisches Kapital in Höhe von rund zwei Milliarden Euro versprochen.
Mehrere Spitzenfunktionäre hatten daraufhin die Solidargemeinschaft der Profivereine infrage gestellt, allen voran Karl-Heinz Rummenigge. «16 Clubs haben die zentrale Vermarktung der DFL aufgekündigt», hatte Rummenigge als Aufsichtsrat von Serienmeister FC Bayern München in der Vorwoche auf dem Sportkongress SpoBis in Düsseldorf gesagt. «Dieses unsolidarische Verhalten der 16 Clubs ist so zu verstehen, dass man dem eigenen Club empfehlen muss, wir vermarkten uns selber.»
Besonders mit der Trennung von erster und zweiter Liga wurde mehr oder weniger unverhohlen gedroht. Rummenigge etwa wollte das «nicht ausschließen». Die Ablehnung des Investorenprozesses bezeichnete er als «Fehdehandschuh, den es früher in dieser Qualität nicht gegeben hat».
Geschäftsführer Markus Rejek vom 1. FC Köln hatte hingegen zu der ablehnenden Haltung und dem Verfehlen der erforderlichen Zwei-Drittel-Mehrheit gesagt: «Das war vielleicht ein Fingerzeig für die Art und Weise, wie man miteinander umgegangen ist.» Das müsse nun wachrütteln. «Vielleicht sagen wir in ein paar Jahren, dass das der Wendepunkt war von einer gewissen Hinterzimmer-Politik zu einem besseren Miteinander.»