Die langjährige Nationaltorhüterin Almuth Schult ist kein riesiger Fan des Männerfußballs.
«Vom Wesen her schaue ich lieber Frauenfußball, gerade in den letzten Jahren. (…) Weil es dort meistens mehr Spielfluss gibt, nicht so viel lamentiert wird», sagte die 32-Jährige dem «RedaktionsNetzwerk Deutschland» (Donnerstag): «Dazu nerven mich bei den Männern oft die langen Unterbrechungen durch den Videobeweis, der bei den Frauen noch nicht so etabliert ist.»
Trotzdem sei «die Atmosphäre bei einem durchschnittlichen Bundesliga-Spiel der Männer dennoch aufregender, da sich die Emotionen bei über 30.000 Fans natürlich stärker potenzieren als bei 2000 oder weniger», sagte die zweifache Mutter, die im August ein weiteres Kind erwartet und resümierte: «Eigentlich gucke ich am liebsten gute Fußballspiele.» Sie selbst ist derzeit ohne Verein, kann sich nach der Geburt aber ein Comeback vorstellen.
Hoffen auf Schub
Bei der in Australien und Neuseeland beginnenden Frauen-WM erwartet Schult nach den schwachen Turnieren der deutschen Männer zuletzt einen Schub für das DFB-Team und die ganze Sportart. «Ich sehe darin ehrlicherweise eine große Chance für unseren Sport», sagte die Keeperin: «Denn wenn der allgemeine Fan nach dem Turnier die Wahrnehmung hätte: ‚Hey, die Frauen haben es gerichtet‘, könnte dies mit Sicherheit noch einige Türen aufstoßen, um den Frauenfußball weiter zu professionalisieren.»
Bei der EM im vergangenen Jahr hätte das deutsche Team als Vize-Europameister «vor allem gepunktet mit Einstellung, Identifikation, Authentizität», sagte Schult, die selbst nicht zum Einsatz kam: «Danach lechzt der Fußballfan in Deutschland aktuell. Er identifiziert sich momentan weniger mit der Männer-Nationalelf.» Sollte es gelingen, «diese Identifikation bei den Frauen» hinzukriegen, «haben wir schon was gewonnen», betonte Schult: «Und dann kann auch jeder verschmerzen, wenn ein K.-o.-Spiel verloren geht. Auch wenn ich mich natürlich über einen WM-Titel freuen würde.»