Julian Nagelsmann stellte sich vor «als einer mit Tatendrang». Und an Themen und Aufgaben mangelt es nicht auf der To-do-Liste des neuen Bundestrainers, der mit der Fußball-Nationalmannschaft in gut zwei Wochen gleich mal in die USA fliegt.
Kapitän
Nagelsmann rief bereits einen Tag vor der Unterschrift seines DFB-Vertrages Ilkay Gündogan an, um den 69-maligen Nationalspieler zu informieren, dass er die Nationalmannschaft auch unter seiner Führung als Kapitän zur Heim-EM 2024 führen wird. Nagelsmann knüpft damit an eine der letzten Entscheidungen von Vorgänger Hansi Flick an. «Ich belasse es dabei. Ich bin von Ilkay als Mensch und Spieler extrem überzeugt», lautete die Begründung. Der 32-jährige Gündogan steht damit in der Teamhierarchie weiter ganz oben und darf sich insofern als erster kleiner Gewinner der neuen Trainerlösung fühlen.
Co-Tainer
Nagelsmann bringt Benjamin Glück mit zum DFB. Der 37-Jährige war schon ein ganz enger Vertrauter in Hoffenheim, Leipzig und auch beim FC Bayern. Dazu kommt Sandro Wagner (35). Den Ex-Nationalspieler hatte Nagelsmann einst in Hoffenheim trainiert. Wagner – zuletzt Aufstiegstrainer in Unterhaching – assistierte erfolgreich Interims-Teamchef Rudi Völler beim befreienden 2:1 gegen Frankreich. Nagelsmann sieht auch «Rudi als Teil des Trainerteams». Der DFB-Sportdirektor wird auf dem Weg zur Heim-EM auch weiter «nah dran sein» an der Mannschaft. «Aber ich werde nicht mit auf die Bank gehen», sagte Völler.
EM-Marschroute
Taktik-Freak Nagelsmann hat schon eine Spielidee im Kopf. Aber er weiß, dass er beim DFB kaum Trainingszeit zur Verfügung hat. «Der Plan wird nicht so komplex und kompliziert wie im Verein sein», sagte er darum. Einfachheit wie bei Völlers Frankreich-Sieg sei auch ein wichtiger Punkt. Es werde bei ihm «nicht 14 verschiedene Grundordnungen» geben. Nagelsmann gab seiner Idee vom «attraktivem Fußball» eine plakative Überschrift: «Gesunde Aggressivität Richtung gegnerisches Tor». Die Nationalelf soll die Fans wieder mitreißen.
USA-Reise
Am 9. Oktober hebt der Flieger von Frankfurt nach Boston ab. Ein paar Tage davor muss Nagelsmann seinen ersten Kader nominieren für die Testspiele gegen die US-Auswahl am 14. Oktober in Hartford sowie drei Tage später (Ortszeit) gegen Mexiko in Philadelphia. «Für so eine Reise in die USA gibt es immer Für und Wider», sagte er mit Blick auf die körperliche Belastung mit Jetlag und Reisen. Für ihn persönlich erkennt er aber «ein großes Für», weil er gleich eine intensive Zeit mit der Mannschaft erleben könne. Kleiner Vorgeschmack aufs Heim-Turnier im kommenden Sommer.
Mannschaft
«Ich kenne jeden einzelnen Nationalspieler», betonte Nagelsmann bei seiner Vorstellung. Sie sind ab sofort seine «Hauptansprechpartner». Engen Kontakt will er auch außerhalb der Länderspielzeiten halten. Auf den großen Bayern-Block um Joshua Kimmich, Leroy Sané, Jamal Musiala oder auch Leon Goretzka, den er zurückholen dürfte, freue er sich ebenfalls: «Ich habe unglaublich gerne mit diesen Spielern zusammengearbeitet.»
Torwartfrage
Was wird aus Manuel Neuer? Das Verhältnis des Bundestrainers zum langjährigen DFB-Kapitän hatte beim FC Bayern im Zuge der schweren Beinverletzung des Torwarts arg gelitten. Neuers Vertrauter und Torwartcoach Toni Tapalovic musste auch auf Nagelsmann Initiative hin gehen. Die Frage, ob ein gesunder und wieder top haltender Neuer die Chance hätte, bei ihm die Nummer 1 bei der EM zu sein, ließ Nagelsmann offen. Er antwortete: «Das Allerwichtigste ist – und das habe ich auch als Bayern-Trainer gesagt -, dass wir Manu die nötige Zeit geben, gesund zu werden und wieder hundert Prozent Leistungsfähigkeit zu kriegen. Wenn die Situation eintrifft, werden wir das bewerten.»