Als Robert Lewandowski antrat, um das Top-Spiel und vielleicht schon ein wenig die deutsche Meisterschaft zu entscheiden, hallten «Messi, Messi»-Rufe durch seine frühere Wirkungsstätte.
Mit Huldigungen an Gewinner Lionel Messi versuchten die Fans von Borussia Dortmund den ehemaligen Dortmunder nach seinem Ballon-d’Or-Frust aus dem Konzept zu bringen. Doch Lewandowski blieb eiskalt. Er verwandelte den Handelfmeter zum Siegtor beim 3:2 (2:1)-Erfolg des FC Bayern München im Liga-Gipfel.
Die Spott-Gesänge hätten seinen Torjäger «wahrscheinlich sogar angestachelt», sagte Trainer Julian Nagelsmann später: «Da hat er auch dem Stadion ein bissel was zurückgezahlt von den Messi-Rufen und anderen Dingen, die man gehört hat.» In 25 Pflichtspielen gegen den BVB hat Lewandowski nun 26 Treffer erzielt.
Lewandowski: Dieses Spiel war nicht leicht
Der Frust darüber, dass der Argentinier Messi und nicht der Pole zum besten Spieler der Welt gewählt wurde, sitzt in München immer noch tief. Er sei nach Montag sehr traurig gewesen, bekannte Lewandowski. «Es war nicht leicht für mich, dieses Spiel zu spielen. Du kommst so weit und dann hörst du, dass du einfach nicht gut genug warst.» Auch Vorstandschef Oliver Kahn berichtete bei «Sky 90», dass man sich im Verein Gedanken gemacht habe: «Wie verarbeitet er das?» Die Antwort erlebte auch Kahn live im Stadion: «Es zeigt seine Qualität, dass er auch das abgestreift hat. Robert ist ein Phänomen.»
Wie von Nagelsmann zuvor gemutmaßt, zieht Lewandowski aus der Enttäuschung neue Motivation und neue Stärke. Für den Coach war der 33-Jährige aber nicht nur wegen seiner beiden Treffer, durch die er auch das Torjäger-Duell gegen Erling Haaland mit 2:1 gewann, der Matchwinner. «Die Tore sind bedeutend, das ist selbstredend», sagte Nagelsmann: «Aber es gab auch eine Aktion in der 97. Minute, wo er am eigenen Strafraum den Ball geklaut hat. Das sind richtige Winner-Aktionen.»
«Wir sind stolz auf diesen Sieg»
Die den FC Bayern dem zehnten Meistertitel in Serie wieder ein gehöriges Stück näher brachten. Sportvorstand Hasan Salihamidzic schien seinen Trainer beim Schlusspfiff vor Freude fast zu erdrücken. «Wir sind stolz auf diesen Sieg», sagte Nagelsmann: «Es ist nichts entschieden für uns und nichts entschieden gegen Dortmund», sagte Nagelsmann. «Aber es war natürlich ein Big Point für uns.»
So sah es auch Vorstandschef Kahn, der die «Siegesfähigkeit» der eigenen Mannschaft gerade auch in solchen großen Spielen hervorhob. Von der Hektik, den strittigen Elfmeterszenen ließen sich Lewandowski und Co. nicht so ablenken wie die BVB-Profis. «Das ist eine riesige Qualität von Bayern München.» Kahn schwärmte im übrigen von «einem fantastischen Fußballspiel – mit dem besseren Ende für uns». Es sei beste Werbung für eine starke Bundesliga gewesen, betonte Kahn.
Nationalspieler Leon Goretzka berichtete bei Sky von einer Begebenheit vor dem Spiel in der Kabine. Thomas Müller habe sich an die Mannschaft gerichtet und betont, es ginge in diesem Spiel um mehr als drei Punkte. Niklas Süle habe ihm widersprochen. Goretzka pflichtete Müller bei. «Es ging um mehr als drei Punkte», sagte er: «Das sind einfach Prestigeduelle und ganz besondere Spiele. Da geht es auch um die Vormachtstellung in Deutschland, und das Spiel will man natürlich auch gewinnen.»
Müller wollte seinen Appell «nicht zu hoch hängen. Das war keine Kabinen-Ansprache. Aber vielleicht kann ich es besser artikulieren. Ich habe ja ein paar Spiele auf dem Buckel und bin ja auch ein kleiner Klugscheißer.»