Uruguays Superstar Luis Suárez weinte hemmungslos auf der Bank, seine Teamkollegen bedrängten nach dem Schlusspfiff ihren Buhmann Daniel Siebert.
Nach Uruguays 2:0 (2:0) im letzten Vorrundenspiel der Gruppe H gegen Ghana gab es am Freitag in Al-Wakra keine Sieger. Beide Teams verpassten den Sprung ins Achtelfinale, auch Otto Addos Black Stars fielen daher nach Schlusspfiff entsetzt zu Boden. Auch der deutsche Schiedsrichter Siebert erwischte in der schwer zu leitenden Partie einen gebrauchten Tag.
Suárez saß bereits Minuten vor dem Abpfiff weinend auf der Bank, als er die Botschaft von Südkoreas 2:1-Siegtreffer gegen Portugal erhalten hatte. Zwar gewannen die Südamerikaner wieder nach einem Elfmeter-Fehlschuss der Afrikaner, doch freuen konnte sich darüber keiner. Zwölf Jahre nach dem legendären Viertelfinale von Johannesburg war der Sieg für die Celeste wertlos.
Doppelpack von de Arrascaeta wertlos
Giorgian de Arrascaeta von Flamengo Rio de Janeiro schoss vor 43.443 Zuschauern das zuvor sieg- und torlose Uruguay mit einem Doppelpack (26. und 32. Minute) zum letztlich bedeutungslosen Sieg. Ghana hingegen vergab die große Chance, mit dem Einzug ins Achtelfinale als drittes afrikanisches Team nach Marokko und dem Senegal WM-Geschichte zu schreiben. «Man darf nicht vergessen, wo wir herkommen. Wir werden daraus lernen. Alle großen Leistungen sind auch aus großen Niederlagen entstanden», sagte Ghanas Coach Addo gefasst.
Bei Uruguay überwog dagegen der Frust. «Wir sind sehr traurig wegen des Resultats. Es hing am Ende nicht von uns ab, weil es andere Faktoren gab», sagte Doppeltorschütze Arrascaeta enttäuscht. Uruguays Trainer Diego Alonso hatte den Schuldigen schnell ausgemacht. «Die Mannschaft hat alles gegeben und es ist sehr klar, was passiert ist. Mehr kann man jetzt nicht sagen. Wir gehen nach Hause mit einem faden Beigeschmack», sagte Alonso mit Blick auf Bundesliga-Schiedsrichter Siebert.
Die Vorarbeit zum ersten Tor Uruguays bei dieser WM gab Suárez, der 2010 zum Feindbild vieler Ghanaer geworden war. Der damals 23-Jährige hatte vor zwölf Jahren im Viertelfinale kurz vor Ende der Verlängerung ein fast sicheres Tor von Ghana auf der Torlinie mit seinen Händen verhindert und dafür Rot gesehen. Den fälligen Strafstoß aber verschoss Asamoah Gyan für die Black Stars, die im Elfmeterschießen scheiterten. «Das ist für mich keine Revanche, sondern ein normales Spiel», hatte Ghana-Coach Addo vor dem Wiedersehen beider Team in Al-Wakra gesagt.
Tatsächlich wiederholte sich die Geschichte ein Stück weit. André Ayew, Sohn der ghanaische Fußballlegende Abédi Pelé, verschoss wie Gyan 2010 einen Elfmeter, den Uruguays Torhüter Sergio Rochet gegen Mohammed Kudus verursacht hatte. Ayew wurde dabei sichtlich von der langen Verzögerung vor dem Strafstoß verunsichert – Rochet tauchte schnell genug in die Ecke ab und parierte. Der deutsche Schiedsrichter Daniel Siebert hatte zunächst fälschlicherweise auf Abseits entschieden und musste vom Videoschiedsrichter auf das Foul hingewiesen werden.
Siebert im Mittelpunkt
Auch sonst wirkte Siebert bei der Leitung des emotionalen und intensiven Spiels wenig souverän. Zum Ende der ersten Halbzeit verwehrte Siebert Uruguay einen möglichen Foulelfmeter und auch nach gut einer Stunde einen glasklaren, obwohl der Videoassistent ihn nach einem klaren Foulspiel von Daniel Amartey an Darwin Núñez noch einmal zum Studium der Videobilder gebeten hatte.
Knackpunkt des Spiels war der verschossene Elfmeter Ghanas. Die Afrikaner reagierten fassungslos und geschockt und kassierten schnell zwei Gegentore. Uruguay zeigte indes die bislang beste Turnierleistung und agierte wesentlich leidenschaftlicher als in den vergangenen beiden Partien gegen Südkorea (0:0) und Portugal (0:2). Das Team von Trainer Diego Alonso steckte auch den verletzungsbedingten frühzeitigen Ausfall von Führungsspieler Rodrigo Betancur von Tottenham Hotspur nach nur gut einer halben Stunde gut weg.
Ghanas Nationalcoach Addo reagierte zur Halbzeit und nahm sowohl den Elfmeter-Fehlschützen als auch dessen Bruder Jordan Ayew vom Feld. Ghana verursachte mit neuem Mut noch einmal alles und hatte sogar Glück, dass Siebert nach Amarteys Foul Uruguay den Strafstoß verwehrte. Doch Uruguay spielte souverän und routiniert bis zum Ende, wenngleich Ghana nie aufgab. Der bald 36 Jahre alte Suárez wurde nach 65 Minuten unter großem Jubel von Uruguays Fans ausgewechselt. Doch als er von Südkoreas Siegtreffer erfuhr, sackte Uruguays Superstar auf der Bank geschockt zusammen und vergrub sein Gesicht unter seinem Trikot.