Für dieses Jubiläum legte sich Thomas Tuchel in einer brisanten Dauerdebatte fest. Thomas Müller darf im 100. Europapokal-Spiel des FC Bayern in der Allianz Arena anders als zuletzt wieder von Beginn an ran.
«Thomas bleibt eine Legende. Normalerweise wird er spielen, auch von Beginn an spielen», sagte der Münchner Fußballtrainer, den die Müller-Diskussion nervt. «Das trifft nicht immer des Pudels Kern, wenn man einzig und allein Thomas‘ Minuten unter das Brennglas legt. Das hilft weder Thomas noch uns.»
Mit Müller in der Startelf will der bereits als Gruppensieger und Achtelfinalist feststehende FC Bayern am Mittwoch (21.00 Uhr/DAZN) gegen den FC Kopenhagen seinen Siegeszug in der Champions League fortsetzen. Nach vier Siegen in vier Spielen stehen die Münchner als Gruppensieger und Achtelfinalist fest. «Wir müssen ohne den unmittelbaren Ergebnisdruck dieses Feuer und die Leidenschaft von uns selber bringen», forderte Tuchel für diesen nasskalten November-Abend.
Es geht um viel Geld – und Transfers?
Zumal es in den ausstehenden beiden Gruppenspielen gegen den dänischen Meister, gegen den Müller im Hinspiel als Joker glänzte, und gegen Manchester United in zwei Wochen auch noch um viel Preisgeld geht. 2,8 Millionen Euro UEFA-Prämie gibt es pro Sieg für die Münchner, die sich in Europas Königsklasse insgesamt bereits wieder der 100-Millionen-Euro-Marke nähern. Diese Einnahmen vergrößern den Spielraum für vom Trainer gewünschte Transfers im Winter.
«Wir bereiten das Match vor, als wäre es die letzte Chance für uns, unsere Ziele zu erreichen. Wir werden keinen Unterschied machen, wie wir in der Tabelle stehen – und hoffentlich sieht man das unserem Spiel auch an», sagte Tuchel. Die Rekordserien sollen keinesfalls reißen. Seit 38 Gruppenspielen sind die Bayern unbesiegt, zuletzt gab es dabei gar 17 Siege am Stück. «Die Serie ist Verpflichtung für uns alle», mahnte Tuchel.
Tuchel will Lauf nicht «künstlich unterbrechen»
Anders als bei der Müller-Frage verriet Tuchel nicht, auf welchen Positionen er beim Serienmeister rotieren wird. «Wir haben einen Ergebnislauf, den wollen wir nicht künstlich unterbrechen», sagte Tuchel am Dienstag. Sicher ist: Für Jamal Musiala kommt das Spiel nach einem Muskelfaserriss noch zu früh. Möglicherweise kehrt der Nationalspieler am Wochenende für das Spiel gegen den 1. FC Union Berlin in den Kader zurück.
Wie in den vergangenen beiden Spielzeiten unter Julian Nagelsmann streben die Münchner auch unter Tuchel eine makellose Sechs-Siege-Gruppenphase an. Dass das aber keine Garantie für eine erfolgreiche Königsklassen-Saison ist, erlebten die Bayern in den Vorjahren: Auch nach perfekten Vorrunden scheiterten sie jeweils im Viertelfinale.
Laimer sieht keine Grenze
«Wir sind auf einem guten Weg. Wie weit wir sind und wie gut wir sind, werden wir im nächsten Jahr sehen, wenn die ganzen K.o.-Spiele und die wichtigen Spiele kommen», sagte Konrad Laimer. Man spiele gut und gewinne, aber habe noch Luft nach oben. «Wenn das immer noch so ist, dann gibt es auch für uns keine Grenze nach oben», sagte der 26-Jährige.
Im Gegensatz zu Müller spielt der österreichische Nationalspieler, der mit den im Freundschaftsspiel besiegten DFB-Kollegen ein paar lockere Sprüche austauschte, praktisch immer. Mal rechts hinten, mal im Mittelfeld – was Tuchel imponiert. «Er macht das immer mit 100 Prozent, deswegen kannst du ihm eigentlich nie böse sein. Selbst wenn mal Dinge nicht klappen», sagte der 50-Jährige. Angesprochen auf eine Positionsbezeichnung für die Visitenkarte scherzte Laimer: Vielleicht könne man es mal mit «Wunderwuzzi» versuchen – Alleskönner.
Novum für den FC Bayern
Fast zwei Jahrzehnte nach dem Europapokal-Debüt der Münchner in der Arena, einem 1:0 am 27. September 2005 gegen Brügge, steht Neuzugang Laimer aller Voraussicht nach beim 100. Spiel zusammen mit Urgestein Müller (34) auf dem Rasen. «Ich genieße jede Sekunde mit ihm», sagte der ehemalige Leipziger Profi. Müller sei einer der besten überhaupt. «Dass wir dann auch mal angefressen sind, wenn wir nicht spielen, ist bei ihm so, ist bei mir so, ist bei jedem anderen so.»
Insgesamt bestreitet der FC Bayern seine 287. Champions-League-Partie und erlebt dabei ein Novum: Das Heimspiel wird von einer Schiedsrichterin, von Stephanie Frappart aus Frankreich, geleitet.
Die voraussichtlichen Aufstellungen:
FC Bayern München: Neuer – Mazraoui, Upamecano, Kim, Davies – Kimmich, Laimer – Gnabry, Müller, Sané – Kane
FC Kopenhagen: Grabara – Ankersen, Diks, Vavro, Sörensen – Diogo Goncalves, Lerager, Falk – Achouri, Elyounoussi – Claesson