Kein anderer Bundesliga-Trainer kennt die Champions League besser als Mark van Bommel.
Als Spieler erreichte er mit Bayern München (0:2 gegen Inter Mailand) und dem FC Barcelona (2:1 gegen FC Arsenal) das Finale. Und wenn die neue Saison am Dienstag unter anderem mit dem Spiel seines VfL Wolfsburg beim französischen Meister OSC Lille beginnt, dann wird der 44-jährige Niederländer auch im dritten Jahr seiner noch jungen Cheftrainer-Karriere bereits zum dritten Mal in der Königsklasse des europäischen Fußballs dabei sein.
«Der größte Wettbewerb»
Für einen Verein sei die Champions League «der größte Wettbewerb, in dem man mitspielen kann», sagte van Bommel in einem Interview der Deutschen Presse-Agentur. Für den VfL ist sie außerdem noch der Lohn für eine kontinuierliche sportliche Entwicklung in den vergangenen drei Jahren. Denn zwischen dem Champions-League-Aus 2016 gegen Real Madrid und der Partie im Stade Pierre Mauroy (Dienstag, 21.00 Uhr/DAZN) lagen 2017 und 2018 auch zwei Beinahe-Abstiege.
Lille ist nicht Liverpool oder Real. «Es gibt sicher Gruppen, die schwerer sind», sagte auch van Bommel. «Aber in einer Gruppe mit Lille, Sevilla, Salzburg und uns kann jeder jeden schlagen. Das macht es so gefährlich. Diese Gruppe ist sehr ausgeglichen.»
Jenseits der sportlichen Bedeutung liefert ein Spiel zwischen Lille und Wolfsburg auch jede Menge Argumente für die ewige Diskussion über den Einfluss externer Geldgeber im Profifußball: Welchen Wettbewerbsvorteil das bringen kann (siehe Wolfsburg) oder welche Risiken damit auch manchmal verbunden sind (siehe Lille).
Ungeschlagener Tabellenführer
Der VfL geht als ungeschlagener Tabellenführer der Bundesliga in dieses Spiel. Der Mutterkonzern Volkswagen gleicht während der Corona-Pandemie die Verluste aus. Und die zusätzlichen Einnahmen aus der Champions League halfen dabei, dass die Niedersachsen auch nach drei erfolgreichen Jahren keinen namhaften Spieler verkaufen mussten. Stattdessen wurden im Sommer rund 50 Millionen Euro in aufstrebende Spieler wie Luca Waldschmidt (Benfica Lissabon) oder Lukas Nmecha (Manchester City) investiert. «Wir haben seit drei Jahren keine Leistungsträger verloren», sagte Geschäftsführer Jörg Schmadtke im Sport1-«Doppelpass». Die Champions League sei eine Herausforderung. «Aber unser Kader ist auch in der Breite gut aufgestellt».
Für Lille gilt das alles nicht. Jahrelang wusste kaum ein zweiter Club den entfesselten Transfermarkt so für sich zu nutzen wie die Nordfranzosen. Den in Wolfsburg gescheiterten Stürmer Victor Osimhen holte man 2019 für gut 20 Millionen Euro aus Charleroi und verkaufte ihn nur ein Jahr später für 70 Millionen an den SSC Neapel weiter.
Magerer Ligastart für Lille
Mitten in der Corona-Krise aber konnte der Clubbesitzer seine Darlehen bei einer amerikanischen Fondsgesellschaft nicht mehr zurückzahlen, die mittlerweile auch den AC Mailand besitzt. Der Unternehmer Gerard Lopez verkaufte seine Anteile an den Lillois an einen Investmentfonds aus Luxemburg, der wiederum nach dem Gewinn der Meisterschaft erst einmal mehrere Spieler ziehen ließ, um die Schuldenlast von über 150 Millionen Euro zu verringern. Lopez selbst stieg kurz darauf wieder bei Girondins Bordeaux ein, während sein ehemaliges Team ohne den Meistertrainer Christoph Galtier (OGC Nizza) sowie die Schlüsselspieler Maik Maignan (AC Mailand) und Boubakary Soumaré (Leicester City) nur eines der ersten fünf Ligaspiele gewann.
Ihre besten Angreifer und den ehemaligen Bayern-Profi Renato Sanches konnten die Franzosen zwar halten. Verglichen mit den sonstigen Verhältnissen beim OSC Lille weiß Mark van Bommel aber sehr gut, was er an seinem neuen Club hat. «Ich wusste ja, dass die Bundesliga top strukturiert ist. Aber Wolfsburg ist da herausragend», sagte er.
Die voraussichtlichen Aufstellungen:
OSC Lille: Grbic – Celik, José Fonte, Botman, Reinildo – Ikoné, André, Xeka, Yazici – David – Yilmaz
VfL Wolfsburg: Casteels – Baku, Lacroix, Brooks, Roussillon – Guilavogui, Arnold – Steffen, Philipp, L. Nmecha – Weghorst
Schiedsrichter: Danny Makkelie (Niederlande)