Der Hattrick-Show von Karim Benzema folgte ein filmreifer Wut-Auftritt des schlechten Verlierers Paris Saint-Germain.
Präsident Nasser Al-Khelaifi soll nach dem 1:3 bei Real Madrid und dem damit verbundenen Aus in der Champions League durch die Katakomben des ehrwürdigen Estadio Santiago Bernabéu gezogen sein und als Höhepunkt zusammen mit Sportdirektor Leonardo versucht haben, in die Schiedsrichterkabine zu gelangen. Dies berichten spanische Medien, teils widersprüchlich und offiziell unbestätigt. Es ist auch die Rede davon, Al-Khelaifi und Leonardo seien in der Kabine gewesen.
Die Europäische Fußball-Union teilte der Deutschen Presse-Agentur dazu mit, der Bericht des niederländischen Schiedsrichters Danny Makkelie liege vor und werde nun geprüft. Weitere Angaben wollte die UEFA zunächst nicht machen.
Foul an PSG-Keeper Donnarumma?
Auslöser des kolportierten Ausrasters war das Tor zum Ausgleich der Madrilenen, vor dem Benzema PSG-Keeper Gianluigi Donnarumma nach Ansicht Al-Khelaifis gefoult haben soll. «Ich frage mich, was macht der Videoschiedsrichter? Für mich war das ein Foul. Es ist eine Schande», sagte PSG-Trainer Mauricio Pochettino. Äußerungen seines Chefs Al-Khelaifi sollen weniger zitierfähig gewesen sein, dessen gesamtes Gebaren bestrafungswürdig.
Für die UEFA ist der Auftritt Al-Khelaifis ein delikates Thema, bekleidet der 48-Jährige im europäischen und weltweiten Fußball doch wichtige Posten. Neben dem Tagesgeschäft als PSG-Präsident ist er seit 2019 Mitglied des UEFA-Exekutivkomitees sowie Vorsitzender der Clubvereinigung ECA. Al-Khelaifi mischt zudem im Organisationskomitee der in diesem Jahr anstehenden WM in seiner Heimat mit. Al-Khelaifi sein Fehlverhalten nachzuweisen, könnte allerdings einfach werden, da ein Real-Mitarbeiter die Szenen per Video festgehalten haben soll.
Streit zwischen PSG-Spieler
Auch in der PSG-Kabine soll es hoch her gegangen sein. Berichten zufolge soll es dort eine Auseinandersetzung zwischen Superstar Neymar und Torhüter Donnarumma gegeben haben.
Dem widersprach Neymar aber und bezeichnete entsprechende Berichte als «Lüge». Es habe keinen Kampf in der Umkleidekabine gegeben, schrieb der 30 Jahre alte Südamerikaner und veröffentlichte bei Instagram dazu auch einen Teil eines Gesprächverlaufs bei einem Nachrichtendienst zwischen ihm und Donnarumma, der belegen sollte, dass die beiden keinerlei Probleme miteinander haben.
Das Ende dürfte das Aus in der Königsklasse wohl auch für Pochettino eingeläutet haben. Dem argentinischen Trainer ist es nicht gelungen, dem Pariser Star-Ensemble ein dominantes und den Fähigkeiten entsprechendes Spiel zu verordnen. Superstar Lionel Messi findet sich noch immer nicht zurecht, und am Ende hängt vieles von Weltmeister Kylian Mbappé ab, der auch in Madrid für die Führung sorgte. «Sie wussten nicht, dass es unmöglich ist, also haben sie es getan. Die Spieler von Paris Saint-Germain haben die Legende eines Spezialistenclubs bekannt für seine Selbstversenkung erneut fortgeschrieben», schrieb «Le Monde» am Donnerstag treffend.
Bei PSG müssten sie so langsam begriffen haben, dass man nur mit dem Zusammenkaufen von Superstars die Königsklasse nicht gewinnt. 2020 zog man unter Trainer Thomas Tuchel ins Finale ein. Ein halbes Jahr später warf man den Deutschen pünktlich zum Weihnachtsfest raus und holte Pochettino. Tuchel gewann wiederum ein halbes Jahr später den Henkelpott mit dem FC Chelsea.
Wieder vorzeitiges Champions-League-Aus
Im Achtelfinale war PSG zuletzt 2019 ausgeschieden – alte Zeiten, die man hinter sich glaubte. «Wir dürfen jetzt nicht alles über den Haufen werfen. Es ist schwierig, das zu analysieren», sagte Leonardo. In der Realität ist es allerdings schwer vorstellbar, dass PSG mal keine personellen Konsequenzen zieht. Die «L’Équipe» brachte es auf den Punkt: «Es ist die Geschichte eines Clubs, der nicht aus seinen Fehlern lernt und weiter alle Stars dieser Welt rekrutieren könnte, ohne dass es groß etwas ändern würde. Zumindest solange die Philosophie sich nicht weiterentwickelt, solange die gleichen Fehler sich Jahr für Jahr wiederholen, solange die Einzelnen sich im Schnitt wichtiger finden als die Farben, die sie verteidigen.»