Der emotionale dicke Schmatzer von Stevan Jovetic an Ishak Belfodil verdeutlichte die neue Stimmung bei Hertha BSC.
Fast schon ausgelassen feierten die Berliner Kicker die 1:0-Führung gegen Arminia Bielefeld, die der Montenegriner Jovetic auf Vorlage des Algeriers Belfodil mit seinem insgesamt fünften Saisontreffer erzielt hatte, nachdem die gesamte Mannschaft zuvor den Ball aus der eigenen Hälfte nach vorne gespielt hatte. «Seit der ersten Trainingseinheit üben wir, den Ball von hinten heraus zu spielen, egal wie eng es ist. Das macht mehr Spaß, die Torchancen zu erarbeiten», sagte Mittelfeldspieler Suat Serdar über den neuen Spielstil, den Tayfun Korkut nach seinem Einstand als Hertha-Trainer einüben lässt.
Die Spielfreude der Berliner war beim hochverdienten 2:0-Sieg über die Ostwestfalen fast über die gesamte Spielzeit zu sehen. «Wir probieren, Fußball zu spielen. Das ist der große Unterschied», sagte Serdar, der damit mehr als nur indirekt andeutete, mit der Arbeitsweise von Korkuts Vorgänger Pal Dardai nicht ganz einverstanden zu sein.
Mit Herz gespielt
Der 43-jährige Ungar hatte mit einem kompakten Sicherheitsfußball Hertha in der vergangenen Saison vor dem Abstieg bewahrt, musste aber vor zwei Wochen angesichts einer ausbleibenden Weiterentwicklung das Amt seinem vier Jahren älteren Trainerkollegen überlassen, der dem Team gleich einen neuen Geist einhauchte. «Wir sind in den zwei Wochen sehr eng zusammengerückt und haben mit Herz gespielt», sagte der eingewechselte Kevin-Prince Boateng über den ersten Dreier nach zuletzt fünf sieglosen Spielen.
Korkut selbst, der das 2:2 zum Einstand beim VfB Stuttgart nun mit dem fünften Saisonsieg vergoldete, freute sich, dass die Mannschaft den neuen Stil so schnell aufgenommen hat: «Die Art und Weise, wie wir uns immer wieder Torchancen erspielt haben, ist sehr positiv. Auch wenn der ein oder andere Pass nicht ganz präzise war, freue ich mich, dass wir über 90 Minuten unsere Linie nicht verloren haben.»
Hertha sorgt für mehr Torgefahr
Neben der spielerischen Leistung sorgt vor allem Korkuts Kniff im Sturm für mehr Torgefahr. Während Dardai zumeist auf lediglich einen Angreifer setzte, stellte Korkut dem Toptorjäger Jovetic noch Belfodil zur Seite. Das Pärchen harmonierte schon beim 2:2 in Stuttgart und sorgte auch gegen die harmlosen Ostwestfalen für viel Wirbel im Strafraum. «Stevan hat jetzt einen sehr guten Partner. Es ist wichtig, dass Stevan Spieler um ihn herum hat, mit denen er gut kombinieren kann», sagte Korkut.
Eine weitere Baustelle für Korkut bleibt aber. Erst kurz vor dem Schlusspfiff erlöste Davie Selke mit seinem ersten Saisontor die Berliner von dem Trauma, erneut Punkte in der Schlussphase zu verschenken. «Es wäre alles viel entspannter gewesen, wenn wir die Dinger nicht kassiert hätten», sagte Serdar rückblickend auf die verlorenen Punkte gegen Wolfsburg, Leverkusen und Augsburg. Auf der anderen Seite haben die verlorenen Zähler auch dazu beigetragen, dass nun eine neue Spielfreude eingezogen ist.