Kylian Mbappé gab sich demonstrativ bescheiden. Beim Jubel vor den französischen Fußballfans hielt er sich zurück, er ging sogar schnell als Erster in Richtung Kabine. Auf der anschließenden Pressekonferenz, die er als «Spieler des Spiels» hätte besuchen müssen, ließ er sich gar nicht erst blicken.
Reden wollte der 23-Jährige, der mit 31 Treffern für die Equipe Tricolore nun gleichauf mit Zinédine Zidane liegt, nicht. Doch sein breites Grinsen verriet, wie glückselig der teuerste Spieler der Welt an diesem Abend in Doha war. Es war seine Party, seine Show. Er alleine hatte mit zwei Toren (61. und 86. Minute) beim 2:1 (0:0) gegen Dänemark dafür gesorgt, dass Frankreich schon nach dem zweiten Gruppenspiel die Qualifikation für das Achtelfinale der WM sicher hat – und damit den Weltmeister-Fluch gebannt. Die Équipe Tricolore ist als erster Titelverteidiger seit Brasilien 2006 nicht bei der folgenden WM in der Gruppenphase gescheitert.
«Wir haben das erste Ziel erreicht. Und wenn ich höre, was die Journalisten mir alles über die ehemaligen Weltmeister erzählt haben, war das nicht leicht», sagte Nationaltrainer Didier Deschamps mit einem breiten Lachen. «Mich hat dieses Gerede nie irritiert. Ich hatte absolut keine Angst, dass uns das auch passiert», sagte der Coach, der Rechtsverteidiger Benjamin Pavard vom FC Bayern nach dessen mäßiger Leistung beim 4:1 gegen Australien eine Pause «zum Verschnaufen» gegeben hatte: «Ich mache mir nie Sorgen um meine Mannschaft. Ich glaube an meine Jungs. Statistiken sind da, um gebrochen zu werden.»
«Hat die Fähigkeit, Spiele zu entscheiden»
Dafür braucht es aber Spieler wie Mbappé. «Was soll ich sagen? Er ist ein außergewöhnlicher Spieler in einer außergewöhnlichen Mannschaft. Er hat die Fähigkeit, Spiele zu entscheiden», sagte Deschamps, zu dem der Stürmer ein inniges Verhältnis hat. Selbst die Fangfrage, ob der eher stille Mbappé ein Führungsspieler sei, parierte der Trainer. «Ja, er ist ein Leader», sagte er: «Kylian spricht nicht viel, aber er führt das Team auf dem Platz an und gibt immer alles für die Mannschaft. Es gibt eben verschiedene Arten von Leadern.»
In den Wochen und Monaten vor der WM waren die Franzosen eher genervt gewesen von Mbappé, der bei Paris Saint-Germain einen fast schon unmoralisch guten Vertrag ausgehandelt hatte. Nur um kurz darauf intern offenbar schon wieder mit einem Wechsel zu kokettieren. Und auch im Nationalteam war es nicht immer einfach mit ihm. Doch die Abwesenheit des verletzten Karim Benzema scheint für ihn wie eine Befreiung. Die enorme Präsenz des Ballon d’Or-Gewinners schien ihn stets einzuengen. Deschamps versicherte derweil, «dass seine Leistungen hier nichts damit zu tun haben, dass Karim fehlt».
Die vor dem Turnier noch als Geheimfavorit gehandelten Dänen, die durch den Ex-Gladbacher Andreas Christensen zwischenzeitlich ausglichen (68.), stehen mit einem Punkt aus zwei Spielen am Mittwoch gegen Australien unter Siegzwang. Trainer Kasper Hjulmand erinnerte aber daran, dass sein Team bei der letztlich so erfolgreichen EM im Vorjahr nach zwei Spielen noch null Punkte auf dem Konto hatte und trotzdem das Halbfinale erreichte. «Die Ausgangslage ist klar: Make it or break it», sagte Hjulmand. Alles oder nichts also. «Wir müssen Australien schlagen, das wissen wir. Aber wir sind bereit, und das werden wir am Mittwoch zeigen.»