Sadio Mané und Leroy Sané joggten in einem Abstand von rund zwei Metern um den Münchner Trainingsplatz an der Säbener Straße.
Sané biss sich einige Male auf die Lippe, Mané huschte ab und an ein Lächeln über das Gesicht. Die beiden Offensivspieler des FC Bayern standen ganz besonders im Fokus der Kameras – nach Medienberichten über eine Auseinandersetzung von ihnen in der Kabine nach dem Champions-League-Hinspiel bei Manchester City wurde am Donnerstag über die Folgen spekuliert.
Mané war am Morgen überpünktlich am Vereinsgelände des deutschen Fußball-Rekordmeisters erschienen. Wie der TV-Sender Sky und «Bild» berichteten, sollen beide Profis mit der Führungsriege um Oliver Kahn gesprochen haben. Beim Training wirkten die Angreifer gelöst. Von einem Zwist zwei Tage zuvor war nichts zu spüren.
Eine offizielle Stellungnahme des deutschen Fußball-Rekordmeisters lag bis mittags nicht vor. Übereinstimmenden Berichten zufolge berieten sich die Bayern-Verantwortlichen einen Tag nach dem Vorfall. Laut Sport1 sollen Vorstandschef Oliver Kahn und Sportvorstand Hasan Salihamidzic bei den Gesprächen beteiligt gewesen sein. Die Reaktion der Bayern wurde mit Spannung erwartet.
Unangenehmer Nebenschauplatz
Für Afrikas Fußballer des Jahres ist die Debatte der nächste Rückschritt in einer ohnehin enttäuschenden Saison. Für die Münchner Führungsriege eröffnet sich einmal mehr ein unangenehmer Nebenschauplatz, den es abzumoderieren gilt. Der Mode-Trip von Serge Gnabry nach Paris, das Aus für Torwarttrainer Toni Tapalovic und der verbale Schlagabtausch zwischen Kahn und Lothar Matthäus: Die Liste der Themen, die die sportliche Leistung des Bundesligisten in den vergangenen Wochen auch neben der Trennung von Trainer Julian Nagelsmann abseits des Platzes beschäftigten, ist lang. Erinnerungen an das Image des früheren «FC Hollywood» werden wach.
Inmitten der turbulenten Wochen entwickelt sich Mané immer mehr zum Münchner Sorgenfall. Auf und neben dem Platz. Dabei galt der Angreifer im Sommer 2022 nach der Verpflichtung vom FC Liverpool als Münchner Königstransfer. Viele sahen in ihm den neuen Robert Lewandowski, einen Torschützenkönig, einen Star-Stürmer. Die Bayern waren mächtig stolz, einen absoluten Weltstar verpflichtet zu haben. «Ich denke, die Fans werden ihn lieben und sind begeistert», sagte FCB-Präsident Herbert Hainer damals. Doch die Euphorie verpuffte so schnell, wie sie entstanden war.
Frustrierter Mané
Der Senegalese ist seit Monaten entweder verletzt oder formschwach – aber immer frustriert. Der Sadio Mané aus Liverpooler Glanzzeiten ist in München bislang nicht angekommen. Sechs Bundesliga-Tore sind zu wenig, um seinem Ruf als Weltstar gerecht zu werden. Bei seinen Joker-Einsätzen wirkt der 31-Jährige oft wie ein Fremdkörper auf dem Feld.
«Er hat einen guten Schritt gemacht», sagte der neue Trainer Thomas Tuchel noch nach dem 1:0 (0:0) beim SC Freiburg. «Er war fleißig und ich habe das Gefühl, dass er weiß, wie er uns helfen kann.» Auch in Manchester wurde Mané jedoch nur in der 69. Minute eingewechselt und konnte dem Spiel keine entscheidenden Impulse verleihen.
Immerhin reichte die kurze Zeit auf dem Rasen im Etihad Stadium für ein folgenschweres Missverständnis: In der 83. Minute haderte Sané mit dem Laufweg Manés, der nicht entgegenkam, sondern in die Gasse durchgestartet war. Das Nachspiel folgte nach der Partie.