Das Timing war nicht schlecht. Mit Lächeln im Gesicht und im schicken blauen Sakko beendete Eintracht Frankfurts umworbener Vorstandschef Axel Hellmann einen Tag vor dem bedeutenden Halbfinale im DFB-Pokal beim VfB Stuttgart Führungskrise und Abschiedsspekulationen.
Inmitten der sportlichen Krise der Hessen, die mit einem Sieg am Mittwoch (20.45 Uhr/ARD und Sky) schon wieder ganz anders aussähe, wechselt der 51-Jährige nicht zum FC Bayern und auch nicht zur DFL. Hellmann bleibt.
Frankfurt will ins Pokal-Finale einziehen
«Wir stehen einen Tag vor dem Halbfinale, um dann nach dem Titel zu greifen», sagte Hellmann und lenkte geschickt den Fokus aufs Sportliche. «Es ist klar und notwendig, dass wir uns rechtzeitig straffen und diese riesige Chance erkennen, auch die Spieler.»
Die Mannschaft von Trainer Oliver Glasner kommt aktuell aus einer Negativserie von neun sieglosen Liga-Partien. «Wir können in der Bundesliga ergebnislos spielen, wie wir wollen», meinte Hellmann aufmunternd. «Am Ende, wenn das Licht angeht und etwas zum Greifen nahe im Raum steht, zählt das nicht.» Und die Frankfurter haben mit den Finalsiegen im DFB-Pokal 2018 und der Europa League 2022 bewiesen, dass sie Alles-oder-Nichts-Situationen meistern können.
Dass die Beendigung der Führungskrise diese Fähigkeit entscheidend stärken wird, glaubt Hellmann nicht wirklich. «Ich habe meine Zweifel, ob eine mögliche Unruhe in Personalfragen auf der Führungsebene Auswirkungen auf den sportlichen Erfolg hat», sagte der 51-jährige Jurist. «Aber auch als wir Titel geholt haben, habe ich immer betont, dass dieses energetische Band beflügelt.» Hellmann hatte zum Kandidatenkreis für einen dauerhaften Job als Geschäftsführer der Deutschen Fußball Liga gehört. Bis Ende Juni hat er diese Aufgabe interimsmäßig übernommen.
Hellmann bleibt bei der SGE
«Es ist an der Zeit, Spekulationen zu beenden und auf ein paar Dinge einen Deckel zu machen», betonte Hellmann. Es sei klar, dass man als Interims-Geschäftsführer der DFL «zum Kandidatenkreis derjenigen gehört, die für eine dauerhafte Führungsaufgabe bei der DFL in Betracht kommen». Mit dem FC Bayern, mit dem Hellmann in Medienberichten in Verbindung gebracht worden war, gab es dagegen nicht einmal Gespräche «oder eine konkrete Anfrage» zu diesem Thema.
«Auf Tristesse folgt Euphorie», sagte Chefcoach Oliver Glasner nach dem äußerst schwachen Auftritt gegen den FC Augsburg (1:1) vom Samstag und mit Blick auf das Pokalduell in Stuttgart. Mit einem Erfolg könnte der nach der langen Sieglosserie angezählte Österreicher entspannter in den Saisonendspurt gehen.
Glasner: «Stimmung in der Mannschaft ist gut»
Empfindlich reagierte er auf Fragen nach seiner Zukunft am Main. «Ich finde das alles nicht so dramatisch», sagte Glasner. «Vor zwei Wochen ist noch gesagt worden, dass ich zu Real Madrid oder dem FC Chelsea gehe, und nun musste ich beantworten, ob ich Angst habe, dass ich Frankfurt-Trainer bleibe.» Das sei nicht nachvollziehbar. Die Eintracht stehe in der Liga auf Platz neun, was kein «Volldesaster» sei. Zudem sei das Achtelfinale der Champions League und das Pokal-Halbfinale erreicht worden: «Für mich ist es aktionistisch und populistisch. Da will man irgendwelche Opfer sehen.»
Der Trainer hat seinen Optimismus nicht verloren, das Pokal-Finale am 3. Juni in Berlin ist noch einen Schritt entfernt, der Pokalsieg würde die Qualifikation für die Europa League bedeuten. «Die Stimmung in der Mannschaft ist sehr gut. Vielleicht lag es an dem Pokal-Gen.» Es gebe noch Spieler im Team, die den DFB-Pokalsieg 2018 und den Europacup-Triumph 2022 erlebt hätten. «Das prägt sich im Herzen ein. Wenn man das miterlebt hat, macht es einen schon etwas süchtig», meinte Glasner.
Allerdings treffen die Frankfurter auf Stuttgarter, die im Aufwind sind und ebenfalls mit aller Macht nach ihrer wechselhaften Saison etwas Besonderes erreichen wollen. «Das ist ein Spiel, auf das wir uns unfassbar freuen», betonte Neu-Trainer Sebastian Hoeneß, der mit den Stuttgartern in fünf Pflichtspielen noch ungeschlagen ist. «Es ist für uns eine Riesenchance, ein Highlight zu setzen und nach Berlin zu fahren.»