Robert Lewandowski fuhr in seinem schwarzen Dienstwagen schnell an ein paar Dutzend Bayern-Fans vorbei in die Tiefgarage am Vereinsgelände.
Nach seinem mehrwöchigen Sommerurlaub erledigte der wechselwillige Weltfußballer die üblichen Leistungstests in München professionell, die Rückkehr des 33-Jährigen auf den Trainingsplatz wird für diesen Mittwoch erwartet. Das Ziel Lewandowskis bleibt aber der FC Barcelona, der an einer neuen Mega-Millionen-Offerte für den Superstürmer arbeitet.
Eine neue Aussage nach seinem «Mir geht’s gut» vom Vorabend war Lewandowski am Dienstag nicht zu entlocken. Weder als er in einem dunkelgrünen Bentley am Vormittag zu einem Krankenhaus nahe des Nymphenburger Schlosses im Münchner Westen chauffiert wurde, noch als er Stunden später nach einem Wagenwechsel in der Mittagspause im Bayern-Fahrzeug zu Teil zwei der Leistungstests an der Säbener Straße eintraf. Auch die ebenfalls aus den Ferien zurückgekehrten Manuel Neuer, Thomas Müller, Benjamin Pavard, Leroy Sané und Lucas Hernández unterzogen sich den Fitness- und Gesundheitsprüfungen.
Ablösevorstellungen weit auseinander
Lewandowski will unbedingt weg, bei den Ablösevorstellungen liegen Barça und der FC Bayern Spekulationen zufolge aber noch rund zehn Millionen Euro auseinander. Der Pole schien nach seinen Aussagen, mit denen er seine «Geschichte» beim FC Bayern für beendet erklärt und die Bosse verärgert hatte, bemüht, keinen neuen Ärger zu verursachen.
Der Torjäger scheint darauf zu hoffen, dass die Bayern-Bosse und der hoch verschuldete katalanische Spitzenclub sich doch bald auf eine Ablösesumme einigen können. Bislang steht das «Basta» des Münchner Vorstandschef Oliver Kahn, der auf die Erfüllung des bis zum 30. Juni 2023 datierten Arbeitsvertrages von Lewandowski pocht. Anzeichen dafür, dass Lewandowski wie von einigen Medien für den Extremfall befürchtet, in den Streik treten könnte, um sein Barça-Begehren durchzusetzen, gab es bei der Urlaubsrückkehr des Polens wenige Tage vor der großen Teampräsentation am Samstag in der Allianz Arena keine.
Die Fachzeitung «Mundo Deportivo» – so etwas wie ein Hausblatt Barças – schrieb, das letzte Angebot der Spanier in Höhe von 40 Millionen Euro zuzüglich erfolgsabhängiger Boni von bis zu zehn Millionen sei von den Bayern zurückgewiesen worden. Die Münchner, die selbst weiter intensiv um Innenverteidiger Matthijs de Ligt (22) von Juventus Turin verhandeln und an Sturmtalent Mathys Tel (17) von Stade Rennes interessiert sein sollen, wollen mindestens 50 Millionen fix haben. Dass sie im Einigungsfall dieses Geld – wie schon spekuliert – für Englands Stürmerstar Harry Kane (28) ausgeben, ist zumindest für diesen Sommer kaum vorstellbar.
Barça-Schulden als Problem
Bei Lewandowski ist Barcelona wieder am Zug. Der spanische Club von Nationaltorhüter Marc-André ter Stegen strebt an, den Königstransfer vor seiner USA-Reise von Samstag bis zum 31. Juli perfekt zu machen. Die Bayern weilen übrigens von Sonntag bis 24. Juli ebenfalls in den Vereinigten Staaten. Das Barça-Problem sind allerdings die Schulden in Höhe von 1,35 Milliarden Euro. Der angestrebte Wechsel von Mittelfeldregisseur Frenkie de Jong zu Manchester United könnte 85 Millionen in die Kasse bringen und die Möglichkeiten für ein aufgestocktes Lewandowski-Angebot erweitern.
Die Bayern ihrerseits müssen wohl im Poker um Juve-Verteidiger de Ligt nachlegen. «Corriere dello Sport» schreibt, dass Juve weiter darauf pocht, mindestens 90 Millionen für de Ligt zu bekommen – lieber wären ihnen aber 100 Millionen. Bayern bietet dagegen etwa 60 Millionen zzgl. Boni, womit sie bei 70 Millionen Euro landen würden. Ein Vertrag für de Ligt solle bis 2027 gehen. «Wir waren da und haben uns unterhalten. Jetzt schauen wir mal», hatte Sportvorstand Hasan Salihamidzic am Sky-Mikrofon und bei «Bild» gesagt.
Außer bei Lewandowski wird viel über die Zukunft von Nationalspieler Serge Gnabry spekuliert. Der FC Chelsea mit Trainer Thomas Tuchel soll Interesse am 26-Jährigen haben, dessen Vertrag auch im kommenden Sommer ausläuft. Laut «Sport Bild» soll Gnabry als ehemaliger Spieler des FC Arsenal aber kein Interesse an einem neuen Londoner Club haben.