Julian Nagelsmann umarmte Torgarant Robert Lewandowski und freute sich über sein gelungenes Stadion-Comeback. Bei der Rückkehr des Trainers nach zweiwöchiger Corona-Pause ist der FC Bayern München angeführt von Jubilar Lewandowski ins Champions-League-Achtelfinale gestürmt.
Beim 5:2 (2:1) gegen Benfica Lissabon beeindruckten die Münchner wieder mit ihrer offensiven Wucht und sehenswerten Angreifer-Toren von Weltfußballer Lewandowski (26./62./84. Minute), Serge Gnabry (32.) und Leroy Sané (49.). Trotz seiner Königsklassen-Tore Nummer 79 bis 81 musste sich Lewandowski auch ärgern: Einen Handelfmeter schoss der Torjäger unplatziert in die Arme von Benfica-Torwart Odisseas Vlachodimos (45.+1).
Der deutsche Meister offenbarte vor dem Bundesliga-Topspiel gegen den SC Freiburg am Samstag auch wieder die bekannten Abwehrschwächen. Diese wurden vor 50.000 Zuschauern in der nicht ausverkauften Allianz Arena beim vierten Bayern-Sieg im vierten Gruppenspiel mit den ersten beiden Gegentoren durch den Brasilianer Morato (38.) und Darwin Nunez (74.) bestraft. Darüber ärgerte sich am Spielfeldrand auch Chefcoach Nagelsmann, der nach vier verpassten Pflichtspielen wegen einer Corona-Infektion die Quarantäne am Spieltag verlassen und seine Mannschaft wieder coachen durfte.
«Ob der Abend perfekt war, weiß ich nicht. Ich habe einen Elfmeter verschossen. Das war ein Fehler von mir. Zum Glück haben wir noch ein paar Tore gemacht, ich auch», sagte Lewandowski und ergänzte mit Blick auf sein 100. Königsklassen-Spiel. «Ich habe nie geglaubt, dass man so viele Spiele machen kann.» Hochzufrieden war auch Nagelsmann: «Es hat Spaß gemacht zuzuschauen. Natürlich haben wir zwei Tore gekriegt, das war anders besprochen. Aber es war ein unfassbar gutes Spiel von uns. Es ist schon schöner, als am Fernseher zuzuschauen.»
Offensive Klasse
«Absolute Gier» hatte Nagelsmann, der die letzten beiden Wochen das Geschehen in der heimischen Küche verfolgen musste, bei seiner Rückkehr auf die Bayern-Bank von seinem Team eingefordert. Was er dann zu sehen bekam, war große offensive Klasse, aber auch – mal wieder – einige Nachlässigkeiten im Defensivverhalten. So hätte Benfica die Bayern bereits in der Anfangsphase durchaus mit einem Gegentreffer bestrafen können. So fehlten einige Male nur Zentimeter, auch bei dem Abseitstor von Lucas Verissimo (16.).
Titelreif ist aber zweifelsohne die Angriffsmaschinerie. Vor allem Kingsley Coman zeigte auf der rechten Außenbahn, warum ihn Nagelsmann für einen der «Top-Flügelspieler auf diesem Planeten» hält. Bereits in der sechsten Minute bereitete der Franzose mit einem tollen Solo eine Riesenchance von Gnabry vor, die Torhüter Vlachodimos parierte.
Eine feine Flanke von Coman war es auch, die Lewandowskis erstes Tor im Jubiläumsspiel ebnete. Der Weltfußballer musste nur noch per Kopf einnicken. Lewandowski kann es aber nicht nur als Torjäger, sondern auch als Vorbereiter. So setzte er Gnabry in Szene, der per Hacke die Weichen klar auf Sieg stellte.
Wieder Nachlässigkeiten in der Abwehr
Ganz untypisch war für den Super-Torjäger aber der Fauxpas vom Elfmeterpunkt, als er den Ball Vlachodimos in die Arme schoss (45.+1). Es war sein erster Fehlschuss im 13. Versuch vom Elfmeterpunkt in der Champions League für die Münchner. Zudem hätten die Bayern bei weiteren Großchancen von Alphonso Davies an dessen 21. Geburtstag (19.) und Benjamin Pavard (20.) für klare Verhältnisse sorgen können.
Dass eine gewisse Spannung blieb, lag indes am ersten Gegentor im vierten Spiel. Und das hatte gar nicht mal damit zu tun, dass Youngster Tanguy Nianzou erstmals seit September wieder zum Einsatz kam. Der 19 Jahre alte Franzose war in die Innenverteidigung gerückt, weil Niklas Süle und Lucas Hernández wegen leichteren Blessuren nicht zum Aufgebot gehörten. Vielmehr stimmte bei den Bayern die Zuordnung nicht, als Morata geradezu ungestört zum Anschlusstreffer einköpfen konnte. Diese Unzulänglichkeiten hatten bereits die historische Pokal-Pleite in Gladbach (0:5), aber auch die zwei Gegentreffer beim 5:2 gegen Union Berlin ermöglicht.
Für den deutschen Rekordmeister war es zu verschmerzen. Denn im zweiten Durchgang zündete auch Sané, nachdem er in den ersten 45 Minuten noch ein wenig im Schatten seiner Offensivkollegen gestanden hatte. Nach Vorarbeit von Joshua Kimmich und Davies traf der Nationalspieler per Volleyballschuss. Schon im Hinspiel hatte er mit zwei Toren ein starkes Spiel gemacht. Kurz darauf fehlte nicht viel zu seinem nächsten Doppelpack. (52.). Und Sané war es auch, der Lewandowski das zweite Tor auflegte.
Vielspieler Thomas Müller konnte sich all das genüsslich von der Bank anschauen. Auch mit Blick auf das Spitzenspiel gegen Freiburg am Wochenende erhielt der Weltmeister von 2014 eine Pause und kam erst Mitte der zweiten Halbzeit ins Spiel – genauso wie der Ex-Leipziger Marcel Sabitzer. Der leistete sich auch gleich den Fehlpass zum zweiten Gegentor durch Nunez. Neun Gegentreffer in den letzten drei Pflichtspielen sind dabei gar nicht Bayern-like. Dafür treffen die Bayern nach Belieben, Lewandowski kam sogar noch zu seinem Dreierpack.